Zwölf Kilometer Akten geschlossen

■ Dresden: Katastrophale Archivbedingungen behindern die Einsicht in Stasi-Akten

Dresden (taz) — Mindestens noch ein Vierteljahr warten müssen die 350 Betroffenen, die gleich am ersten Geltungstag des Stasi-Unterlagen-Gesetzes einen Antrag auf Akteneinsicht beim Dresdner Außenarchiv der Gauck-Behörde stellten. Selbst dann kann es ihnen noch geschehen, daß sie die Auskunft erhalten, „unter den bis jetzt erschlossenen Akten“ sei nichts vorhanden. Zwölf Regalkilometer Papier lagern noch als unbearbeitete „Grauzone“ in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt in der Bautzener Straße. In Säcken verpackt, gilben die Akten seit dem Herbst '89 dem Tag entgegen, da sie sortiert und ausgewertet werden. Bisher fehlen dafür jedoch Platz und geschulte Mitarbeiter. Erst am Donnerstag, als sich die Dresdner im Archiv die Klinke in die Hand gaben und die Telefone heiß klingelten, begannen neun neue Mitarbeiter ihren Dienst in der Behörde. Jetzt arbeiten 21 Leute im Archiv, 138 sollen es einmal werden. Nachdem das Archivteam bei der Berliner Gauck-Behörde zwei Jahre lang vergebens auf die katastrophalen Arbeitsbedingungen im ehemaligen Stasi-Gelände aufmerksam gemacht hatte, kam jetzt endlich ein Umzug ins Gespräch. Die Treuhand bot als Behelfslösung eine Villa an. Erst im dritten Quartal kann das Archiv seinen endgültigen Platz in einem stillgelegten Betriebsgelände finden. Die Mitarbeiter rechnen mit 10.000 bis 20.000 Anträgen. Jahre wird die Sichtung aller Akten dauern. Mit dem sächsischen Innenministerium wurde vereinbart, daß auch die Landratsämter Anträge auf Einsicht in die Akten ausgeben. dek