Frauen-Volleyball: Ab ins Mittelmaß

■ Deutsche Volleyballerinnen haben kaum mehr Interesse am Bundesteam

Ein Jahr nach der Zusammenführung der erfolgreichen ostdeutschen und der weniger erfolgreichen westdeutschen Spielerinnen hat sich das Niveau der deutschen Mannschaft möglicherweise dauerhaft nach unten nivelliert. Nikolai Karpol, Trainer des russischen Weltmeisters, traut den Deutschen nicht mehr viel zu: „Sie werden bei der Europameisterschaft 1993 keine Medaille gewinnen.“

Nach dem Ende des DDR-Fördersystems muß sich Bundestrainer Siegfried Köhler damit abfinden, daß ihm nur noch „Feierabend-Profis“ zur Verfügung stehen, die eine Berufung in die Nationalmannschaft nur als zusätzliche Belastung neben Beruf und Vereinsengagement empfinden. Die zahlreichen Absagen und Rücktritte vor dem Bremer Turnier sprechen eine deutliche Sprache.

Der Deutsche Volleyball-Verband will allerdings das allgemeine Desinteresse an der Nationalmannschaft mit aller Härte bekämpfen: Zwar wird nun doch nicht, wie geplant, eine Punktspielsperre für die drei Münsteraner Nationalspielerinnen Annette Heymann, Anne-Katrin Schade und Ulrike Schmidt beantragt, ihrem Verein aber könnte eine Geldstrafe ins Haus stehen.

Der USC Münster hatte seine Spielerinnen mit dem Hinweis auf sein Europacup-Engagement am 15. Januar nicht nach Bremen reisen lassen. „Das ist verbandsschädigendes Verhalten“, schimpfte DVV-Präsident Rolf Andresen, „wenn wir im eigenen Land nicht mit der besten Mannschaft antreten können.“

Andresen stärkte auch seinem Bundestrainer den Rücken: „Köhler steht überhaupt nicht zur Diskussion.“ Bereits seit Monaten hatte es im Verhältnis zwischen Trainer Köhler und der Mannschaft gekriselt. Der Ostdeutsche hatte selbst Schwierigkeiten bei der Umstellung auf einen neuen Führungsstil eingeräumt. „Aber hier in Bremen haben wir eine sehr gute Stimmung in der Mannschaft gehabt.“ Olaf Krohn (dpa)