Der Kongreß mochte nicht tanzen

■ “Black Music Congress“ im Stubu: es kam leider nur wenig Stimmung auf

Die Idee ist gut, aber das Resultat enttäuschte doch etwas. Im „Black Music Congress“ haben sich 15 schwarze Musiker aus Bremen zu einem „Pool“ zusammengetan, aus dem sich verschiedene Formationen bilden, die alle gängigen Genres der schwarzen Musik wie Afro-Beat, Rap, Soul, Reggae oder Hip Hop spielen können.

Am Samstagabend im Stubu sah die Kongreßsitzung allerdings etwas anders aus: Vielleicht sind die meisten Delegierten ja noch nicht aus den Weihnachtsferien zurück; denn an Baß, Schlagzeug, Saxophon und Keyboards spielten germanische Recken mit so schönen Namen wie Holger, Matthias, Reinhard und Christian. Nur Bandgründer Jean Cameron (Gitarre und Background Vocals) und drei Sänger waren Vollmitglieder.

Die wenigen Zuhörer, die pünktlich zur angekündigten Zeit im Stubu aufgetaucht waren, standen oder saßen ziemlich lange dumm herum: die Band fing nämlich nicht um 21.00 Uhr, sondern um 22.15 an zu spielen. Dafür endete der zweite und letzte Set schon deutlich vor Mitternacht — jetzt war das Stubu gut gefüllt, allerdings nicht mit ausgewiesenen Fans, sondern mit dem ganz normalen Saturday Night-Discopublikum.

Die Band spielte durchaus kompetent, und auch die deutschen Instrumentalisten groovten aufs heftigste, aber die rechte Stimmung kam dennoch nicht auf. Sogar nach eindringlichsten Aufforderungen von der Bühne ließ sich kaum einer zum Tanzen animieren;statt dessen hüpften die Kongreßteilnehmer immer wieder von der Bühne und agitierten vergeblich auf der leeren Tanzfläche.

Der Soulgesang mit den knalligen Chorsätzen, die Rap-Einlagen, die temperamentvollen Soli auf dem Saxophon: alles klang richtig und doch etwas lau. Es fehlte der Funke, der einen vergessen läßt, wie abgedroschen die Texte sind (let's do it, if you wanna do it, oh Baby usw.) und daß man ganz ähnliche Töne ständig im Radio zu hören kriegt.

Die häufigen Gesten des Unmuts zum Soundmixer hin und das Husten der Sänger sprechen dafür, daß dies einfach ein schlechter Abend für die Musiker war. Mal sehen, ob der Kongreß beim nächsten Mal tanzt. Willy Taub