Kurzarbeit Null bei der Magdeburger SKL

Magdeburg (taz) — Für rund 2.000 MitarbeiterInnen des Magdeburger Maschinenbauunternehmens SKL (ehemals Schwermaschinenbaukombinat Karl Liebknecht) beginnt das neue Jahre mit Däumchendrehen. Als sie heute nach der Weihnachtsruhe an ihre Arbeitsplätze zurückkehren wollten, wurden sie gleich wieder nach Hause geschickt. Kurzarbeit Null — und das für gleich zwei ganze Monate. Denn dem Unternehmen sind zwei Großaufträge aus Rußland weggebrochen, weil sich in Moskau jetzt keiner dafür zuständig fühlt, die bereits seit längerer Zeit fertig ausgehandelten Lieferverträge über die Lieferung von Schiffsmotoren auch zu unterschreiben. SKL verliert damit ein fest kalkuliertes Auftragsvolumen von über 270 Millionen Mark und 80 Prozent des für 1992 eingeplanten Umsatzes.

Das Problem der nicht geregelten Kompetenzen ist in Magdeburg schon eine ganze Weile bekannt. Und der SKL-Betriebsrat wollte mögliche Kurzarbeit und Kündigungen nicht so ohne weiteres hinnehmen. „Wir haben uns mit der SPD- Landesfraktion im Landtag zusammengesetzt, und die wiederum hat Wirtschaftsminister Rehberger auf die anstehenden Schwierigkeiten hingewiesen“, sagt Andreas Budde vom SKL-Betriebsrat. „Denn auch die Treuhand wollte ohne die Verträge keine weiteren Liquiditätszuschüsse zahlen.“ Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) tat zunächst ungläubig. Kurzarbeit für Tausende von MaschinenbauerInnen, das wollte und konnte er sich nicht vorstellen. Die SPD leistete schließlich Überzeugungsarbeit, und Rehberger versprach, sich mit der Treuhand in Verbindung zu setzen. Wenige Tage später ein Anruf aus dem Wirtschaftsressort. Rehberger kündigte die Liquiditätshilfen der Treuhand an und verabschiedete sich gleichzeitig in den Weihnachtsurlaub. Seitdem wurden weder der Minister noch die viel dringender erwarteten 24 Millionen der Treuhand in Magdeburg gesehen.

„Für uns ist es ja noch erträglich“, meint Andreas Budde. „Wir kommen mit der zweimonatigen Kurzarbeit über die Runden.“ Viel schlimmer sieht es dagegen für die ganzen Zulieferbetriebe aus, die seit der Wende aus dem ehemaligen Kombinat ausgegliedert wurden. „Von denen wird manch einer diesen Schlag nicht überleben“, sagt Budde. „Schließlich ist die SKL deren Hauptabnehmer.“ Und damit schlagen die fehlenden Verträge aus Rußland auch auf Rehbergers Lieblingskind, den Mittelstand zurück. Eberhard Löblich