Hausbackenes Trauerspiel

■ DFF-Produktion im Ersten: Begräbnis einer Gräfin, So., 21.00 Uhr

Auf was in aller Welt soll man sich als Zuschauer einrichten, wenn einem ein Fernsehspiel als „nachdenkliche Komödie“ angekündigt wird? Soweit man der deutschen Semantik noch ein Stück weit trauen kann, doch wohl auf ein wundersames, mehr oder minder unterhaltsames Etwas, das des Nachdenkens über Gott und die Welt mächtig ist. Wer auch immer der Ansagerin dieses erstaunliche Sub-Genre in ihren Block diktiert haben mag, Autor Wolfang Kohlhaase und Regisseur Heiner Carow dürfte diese Exkursion ins Medien-Dummdeutsch kaum anzulasten sein. Die beiden hatten offensichtlich viel nachgedacht, um ein sogenanntes „anspruchsvolles“ Fernsehspiel auf die Beine zu stellen. Eine groteske Geschichte um eine deutsch-deutsche Leiche, sparsame Dialoge und ein äußerst bedächtiges Erzähltempo.

Doch was bei der Abfassung der Vorlage in den Fünfzigern eine — für DDR-Verhältnisse — unerhört bissig-subversive Satire gewesen sein mag (die auch prompt nicht erscheinen durfte), entpuppt sich in der Fernsehadapation des verstorbenen DFF als rührend hausbackenes Trauerspiel. Obwohl handwerklich über weite Strecken solide gemacht, erstarb die Bedächtigkeit bald in Behäbigkeit, die Langsamkeit in Langeweile. Wann immer es um die sterblichen Überreste der verblichenen Gräfin ging, blieb der Humor von ehrfürchtiger Pietät, und wo der Biedersinn des real existierenden Sozialismus aufs Korn genommen werden sollte, erging sich der Film vorwiegend in nicht minder biederen Unterzeichnungen.

Statt treffsicherer Situationskomik gestelzte Momentaufnahmen wie etwa jene „außerordentliche Parteiversammlung“ oder die Thematisierung der „Klassenfrage“ als müder running gag. Und auch die knappen Dialoge waren zumeist von geradezu bemitleidenswert bemühtem Witz. Wenn der opportunistische Superintendent räsonierte, es komme darauf an, sich „in christlicher Festigkeit nicht zu verhärten“, konnte man allenfalls die Mühen erahnen, unter denen Kohlhaase dieses famose Wortspiel einst zustandegebracht hatte.

Die allgemeine Tristesse dieser komödiantischen Laubsägearbeit vermochten schließlich weder gestandene Darsteller wie Hans Christian Blech und Dieter Montag noch der flugs angehängte Wiedervereinigungs-Schluß zum Besseren zu wenden. Kurzum, zu Lachen oder auch nur zu Schmunzeln gab's herzlich wenig. Und zum erquicklichen „Nachdenken“? Allenfalls jenes dialektische Bravourstück, das da ein schwer angeschlagener Zechbruder inmitten der Trauergemeinde zum besten gab: „Alle reden vom Trinken. Keiner redet vom Durst.“ Reinhard Lüke