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Webster muß weg

■ Der HIV-positive Fußballer Webster Chikabala wird nach einem Gastspiel in Dresden auch in Belgien abgeschoben

Berlin (dpa/taz) — Im Mai 1990 knallten beim Bundesligist Dynamo Dresden die Sektkorken: Mit der zweijährigen Verpflichtung des sambische Nationalspieler Webster Chikabala war ein scheinbar feiner Coup gelungen. Kurz danach raufte sich die Chefetage des Vereins kollektiv die Haare. Eine ärztliche Untersuchung ergab, daß der eingestellte Afrikaner mit dem HIV-Virus infiziert war. Dynamo Dresden trennte sich sofort von ihrem Neueinkauf, und begab sich damit auf rechtliches Neuland. Kann ein abgeschlossener Vertrag mit einem Profifußballer automatisch gelösen werden, wenn dieser HIV-infiziert ist? Dresden meint ja. Nun geht Webster Chikabala gerichtlich gegen den Bundesligisten vor und klagt auf Einhaltung des rechtsgültigen Arbeitsvertrages. Nach dem ersten Prozeßtermin am 18. Dezember 1991 wird derzeit untersucht, ob die im Mai 1990 gültigen Bestimmungen des DDR- Fußballverbandes es zulassen, einen bereits unterschriebenen Arbeitsvertrag aufgrund einer HIV- Infizierung für ungültig zu erklären.

Währenddessen wechselte Chikabala zum belgischen Erstligisten Eintracht Aalst. „Wir haben ihm nach Probetraining und Testspielen im Oktober 1991 einen Vertrag angeboten. Parallel dazu haben wir Chikabala untersuchen lassen, weil für eine Arbeitsgenehmigung in Belgien ein Gesundheitsattest vorliegen muß. Als sich herausstellte, daß Chikabala HIV-positiv ist, konnten wir den Vertrag nach belgischem Recht für ungültig erklären“, erklärt Aalsts Manager Ollans. So wurde der Afrikaner nach nur einem Monat wieder nach Sambia abgeschoben. Bei Aalst klingt das so: „Wir versuchen, ihn zu seinem alten Verein, den E'Changa Rangers zurückzutransferieren.“

Inzwischen ist Webster Chikabala in Sambia und bereitet sich im Nationalteam auf den Afrika-Cup vor. miß

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