WELCOME TO THE LASER-DROME Von Ralf Sotscheck

Die Zeiten, als der Nachwuchs beim Kindergeburtstag mit Topfschlagen zufrieden war, sind endgültig vorbei. Heute muß es mindestens das „Laserdrome“ sein. Die Halle, in der die Partygäste zum Gemetzel schreiten, liegt in Ballybough, einem wenig vertrauenerweckenden Stadtteil auf der Nordseite Dublins. Der Andrang ist groß, die Vorbestellung unerläßlich. Wir werden in einen Raum geführt, der durch ultraviolettes Licht schwach erleuchtet ist. Maureen, die Angestellte, erklärt mit der Routine einer Stewardeß die Spielregeln: Die Teilnehmer müssen sich zwei an Schulterriemen befestigte Metallkästen vor Brust und Rücken hängen. In den Kästen blinkt ein bunter Lichterkreis — das Angriffsziel. Mit einer Laserkanone, die durch ein Kabel mit den Metallkästen verbunden ist und einen roten Lichtstrahl absondert, muß man genau in diesen Lichterkreis treffen. Das gibt zehn Punkte. Wer durch einen Brustschuß getroffen wird, verliert dagegen fünf Punkte, bei einem Schuß in den Rücken nur vier Punkte. „Bei einem Volltreffer kribbelt es im Körper“, erklärt Maureen zu meiner Beunruhigung. „Aber keine Angst: das ist der Kasten, der vibriert.“ Nach einer Ermahnung, mit dem teuren Gerät pfleglich umzugehen, werden wir eine Treppe hinaufgeführt, die in einen riesigen Saal mündet. Ich darf als „Beobachter“ unbewaffnet hinein. Der Raum ist schwarz angestrichen und wird durch trübe Lampen nur spärlich erhellt. Willkürlich aufgestellte Holzwände schaffen Nischen, in denen man sich verschanzen kann. Es gibt drei Ebenen, tunnelähnliche Brücken führen nach oben. Die Kinder stürmen sofort los und feuern auf alles, was sich bewegt. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, bläst eine Rauchmaschine Nebel in den Saal. In dem Dunst sind nur noch die blinkenden Lichterkreise zu erkennen. Freund oder Feind — egal. Plötzlich springt ein bebrillter Mini-Rambo, der kaum größer als seine Laserkanone ist, aus dem Nebel auf mich zu und feuert den roten Lichtstrahl auf die Stelle ab, wo er meinen Metallkasten wähnt. Als er merkt, daß ich unbewaffnet bin und als punktbringendes Opfer nicht infrage komme, ist es bereits zu spät: Charlie, Gewerkschaftsfunktionär und Vater des Geburtstagskindes, hat ihn hinterrücks erledigt und für zehn Sekunden aus dem Verkehr gezogen. „Morgen gehe ich nach Belfast und kämpfe für Irland“, brüllt Charlie mit erhobener Faust, als ihn der gebündelte rote Lichtstrahl aus Nahdistanz in die Brust trifft — die zehn Sekunden waren um, und Mini- Rambo hat sich gerächt. Nach einer Viertelstunde ist alles vorbei. Die Spieler erhalten am Ausgang einen Bogen, auf dem alles statistisch festgehalten ist — wer hat wen wie oft getroffen? Die Laserschlacht ist ein teures Vergnügen. Eine Viertelstunde kostet über fünf Mark, für Erwachsene acht Mark. Darüber hinaus muß man für 1,50 Mark Clubmitglied werden. Den Umsatz will der Eigentümer Brendan Brady jedoch nicht verraten. Abends kommen vor allem Erwachsene. „Viele Manager sind dabei, die sich hier entspannen wollen“, sagt Maureen. Nach dem Pub die Jagd auf die Saufkumpane — das Laserdrome ist bis zwei Uhr nachts geöffnet. Man kann sich auch in Kampfgruppen organisieren und in einer Liga um die Trophäe für das beste Killerkommando wettballern. Vor der Tür treiben die echten Hooligans ihr Unwesen. Geparkte Autos verschwinden im Handumdrehen und tauchen ein, zwei Tage später wieder auf — ausgeschlachtet.