Schmädeke darf weiter in Fernost reisen

■ Wirtschaftsförderer bekommt Spielwiese / Staatsrat Haller will dafür WfG „auf Vordermann bringen“

„Der Schmädeke fühlt sich im Ausland sowieso wohler als hier. Also überläßt man ihm in Gottes Namen da die Akquise-Nummer.“ Wer derart despektierlich über den bisherigen Chef der Wirtschafts-Förderungsgesellschaft (WfG), Hartmut Schmädeke, redet, der möchte natürlich nicht gerne mit Namen genannt werden. Doch solche Sätze sind in Kreisen der Bremischen Wirtschaft in den letzten Jahren immer häufiger zu hören gewesen. Die weiten Reisen des WfG-Geschäftsführers in den pazifischen Raum haben nicht nur den Haushaltsausschuß beschäftigt, der sich akribisch die Reisekosten auflisten ließ - auch in der soliden bremischen Kaufmannschaft beobachtete man verärgert, daß sich Schmädeke kaum um die Belange Bremer Betriebe kümmerte.

Dabei wäre die Lust auf die fernöstliche Welt kaum negativ ins Gewicht gefallen, wenn nicht das andere Bein der WfG, die Bestandspflege Bremischer Betriebe, zu kurz gekommen wäre. „Schmädeke betreut als Boß 30 Leute in der ganzen Welt. Mit der Bestandspflege zusammen ist das zuviel für einen Mann“, umschreibt der Staatsrat im Wirtschaftsressort, Frank Haller, vornehm die Vernachlässigung originärer Wirtschaftförderung. „Die WfG hat eine Schieflage nach Fernost“, liefert Udo Immermann, Syndikus der Handelskammer den Klartext dazu.

Haller und Immermann sind nebenbei Mitgeschäftsführer der WfG. Und gemeinsam ist man nach langen internen Diskussionen zu dem Schluß gekommen, daß es so nicht weiter geht. Da Schmädekes Vertrag aber erst im Frühjahr 1990 auf Betreiben von Ex-Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer um fünf Jahre verlängert wurde, hat sich die Wirtschaftsbehörde ein ganz anderes Modell einfallen lassen. Der WfG-Boß soll künftig einer neu zu gründenden Außenwirtschaftsgesellschaft vorstehen, die dem neuen Hafen- und Außenwirtschaftssenator Uwe Beckmeyer unterstellt wird. Diese Gesellschaft soll künftig verstärkt mit der Interessenvertretung der Bremer Häfenwirtschaft, der Bremischen Hafenvertretung (BHV), zusammenarbeiten. „Das muß eine Zwangsehe werden“, beschreibt Staatsrat Haller die schwierige Ausgangslage. Denn allzuviel haben die beiden Lobbyistenverbände Bremischer Wirtschaft nicht miteinander zu tun:

Hartmut Schmädeke

„Während unsere Leute die Klinke putzen, um Ladung zu akquirieren, sitzen die WfG-Herren in Südostasien, hängen ein Schild vor die Tür uns sagen: –Wir repräsentieren Bremen'“, umreißt der Geschäftsführer der BHV, Helmut Detken, seine Sicht der Dinge. Aber auch Detken sieht einen „Zwang zur Zusammenarbeit.“ Schließlich werden die Personalkosten der BHV aus dem öffentlichen Haushalt bezahlt.

Was aber wird aus der alten WfG ohne Schmädeke? Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller sagt zwar: „Ich sitze hier treu im Ressort und will das weitermachen“, doch so ganz nebenbei will Haller als Geschäftsführer auch „neue Strukturen“ in der WfG schaffen. „Ich möchte den Bestandspflegebereich auf Vordermann bringen und behalte mir auch die Entscheidung über die personellen Dinge vor.“ Was im Klartext heißt: Wenn der wirtschaftsliberale Haller mit seinem neuen Chef Claus Jäger nicht zurecht kommen sollte, bietet sich mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer-Job bei der WfG eine lukrative Auffangposition. hbk