Burda-Verlag erobert den Ost-Markt

■ Burda erreicht in Ostdeutschland Marktanteil von über 15 Prozent/ Trotz der 'Super‘-Verluste Millionengewinn im Gesamtkonzern/ Übernimmt sich Hubert Burda mit Großinvestitionen?

Hamburg (dpa/taz) — Der Medienkonzern des Zeitschriftenverlegers Hubert Burda hat sich im vergangenen Jahr ein großes Stück des ostdeutschen Medienkuchens gesichert. Im Pressegeschäft der neuen Bundesländer komme Burda inzwischen auf einen Marktanteil von 15,1 Prozent gegenüber 7,5 Prozent in Westdeutschland, sagte Burda-Sprecher Jens J. Meyer zum Ende des abgeschlossenen Geschäftsjahres 1991. Demnach setzte der Burda- Konzern mit Presseerzeugnissen (unter anderem 'Bunte‘, 'Freizeitrevue‘, 'Freundin‘, 'Super‘) und Fernsehbeteiligungen (darunter RTLplus) insgesamt 1,35 Milliarden DM um. Die 5.480 Beschäftigten, davon 1.200 in den neuen Bundesländern, erwirtschafteten dabei einen Gewinn von 75 Millionen Mark. Für 1992 rechnet die Burda GmbH mit ähnlich hohen Gewinnen.

In die Ostblätter ('SuperIllu‘, 'SuperTV‘, 'Super‘-Zeitung und 'Schweriner Volkszeitung‘) soll der Konzern bislang 300 Millionen Mark investiert haben. Die verkaufte Auflage der 'Super‘-Zeitung, die Burda gemeinsam mit dem australischen Großverleger Rupert Murdoch herausgibt, liegt bei 450.000 Exemplaren täglich, genauso hoch wie die der Boulevard-Konkurrenz aus dem Springer-Verlag. Doch anders als 'Bild‘-Ost fährt die 'Super‘- Zeitung nach Berechnungen des 'managermagazin‘ Superverluste von vier bis fünf Millionen Mark pro Monat ein.

Auch in den nächsten fünf Jahren will Burda kräftig Geld ausgeben. 300 Millionen DM sollen in Sachanlagen, davon 240 Millionen DM in die fünf Druckbetriebe, investiert werden. Mit weiteren 200 Millionen DM soll Burdas Top-Journalist Helmut Markwort mehrere neue Magazine auf den Markt werfen dürfen. Branchenkenner vermuten, daß sich mit so großen Investitionen selbst Hubert Burda (Eigenkapital 217 Millionen Mark) übernehmen könnte. Die Gewinne der Stammgesellschaft Burda GmbH will der Alleineigentümer in den nächsten Jahren nicht aufs Privatkonto umleiten, sondern „traditionsgemäß“, wie Meyer betont, reinvestieren. Die zusammen mit dem Gong-Verlag herausgegebenen Wochenzeitschriften 'Super TV‘ und 'SuperIllu‘ sind Marktführer auf ihren Gebieten. Der Burda- Sprecher betonte, daß die erfolgreichen Zeitungs- und Rundfunkaktivitäten „ein wesentlicher Schritt auf dem Weg von einer Zeitschriften- Monokultur zu einem breitgefächterten Medienkonzern“ seien.

Bei der cash cow des Konzerns, der Münchner 'Bunte‘, soll derweil jegliche Zusammenarbeitskultur auf der Strecke geblieben sein. Chefredakteur Franz Josef Wagner pflegt laut der Gewerkschaftszeitschrift 'Journalist‘ RedakteurInnen zu schurigeln und zu unbegrenzten Überstunden anzutreiben. Die Gewerkschaft IG-Medien erwägt laut 'managermagazin‘ angesichts der „gesundheitlichen Folgen“ Anzeige wegen Körperverletzung. Donata Riedel