■ Nachgefragt
: "Ein reiner Machtkampf"

taz: Die SPD-Delegiertenversammlung hat Sie aufgefordert, von Ihren Ämtern zurückzutreten (vgl. S.21). Werden Sie das jetzt tun?

Werner Lenz: Natürlich nicht. Warum denn?

Weil Ihre Partei das mit großer Mehrheit beschlossen hat.

Es wurde aufgrund einer Verdächtigung mir gegenüber ein Ansinnen an mich gerichtet. Und aufgrund einer Verdächtigung kann ich doch nicht zurücktreten. Wo kämen wir denn da hin?

Wenn ich Parteivorsitzender wäre, dann hätte das ja noch Logik, aber warum ich aus Funktionen zurücktreten soll, die gar keine Parteifunktionen sind, das verstehe ich nun überhaupt nicht.

Es gibt doch keinen konkreten Vorwurf. Es wird auch ein Schuh draus, wenn die, die heute das große Wort führen, in der Stadtverordnetenversammlung dagegen gestimmt haben, um anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Das ist genauso logisch oder unlogisch wie alles andere.

Warum haben Sie gestern eigentlich nicht selber zu den Vorwürfen gesprochen?

Ich bin ja kein Delegierter, ich habe dort ja kein Stimmrecht...

Das hätte man Ihnen aber sicher gegeben.

Natürlich, aber was soll es denn. Hier geht es nicht um Argumente, hier geht es um einen reinen Machtkampf und nichts anderes. Und irgendwann hat man dazu keine Neigung mehr. Da habe ich eben meiner Gesundheit den Vorzug gegeben.

Wissen Sie denn, wer die Abweichler in der SPD-Fraktion waren?

Nein, woher denn? Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Das würde doch auch bedeutet haben, daß ich mich in die Hände anderer Leute gebe. So dumm war ich noch nie. Das ist alles nur Spökenkiekerei. Ich weiß nicht, woher die kommen.

Und was meinen Sie, warum zwei Drittel der SPD-Unterbezirksdelegierten glauben, daß Sie dahinterstecken?

Wenn immer Leuten erklärt wird, der große Buhmann ist der Lenz, der zieht die Fäden, dann kommt sowas zustande. Mich überrascht zwar auch, wie viele jetzt dieser Meinung sind, aber man kann doch nicht auf Verdacht hin jemanden verurteilen. Das habe ich in dieser Partei in meiner jahrzehntelangen Tätigkeit noch nicht erlebt.

Was glauben Sie, wie es jetzt in Bremerhaven weitergeht?

Das weiß ich auch nicht. Es ist schlimm genug.

Fragen: Dirk Asendorpf

hier bitte das Foto von

dem Mann, der die Hände

ausbreitet.