Schüler im Golfkrieg ein Jahr danach

■ Dokumentarische Ausstellung in Blumenthal

„Wir müsen was gegen den Krik unternemen“. Ein siebenjähriger Junge schrieb seine Angst in ungelenken Buchstaben auf. Das war am 20. Februar 1991. Seit vorgestern abend hängt der A3-Papierbogen als Beitrag der Doppelausstellung „Why?“ im Stadtteilgeschichtlichen Dokumentationszentrum („Doku“) Blumenthal.

Gleich daneben dokumentiert Romina Schmitter vom Schulzentrum (SZ) Huckelriede Aktionen und Stimmungen an Bremer Lehranstalten, als im Nahen Osten die Ölfelder brannten. Schmitters Fotos gehören zum Ausstellungsteil „Der Golfkrieg an Bremer Schulen — ein Jahr danach“. Bremer SchülervertreterInnen und Geschichtslehrer Karsten Ellebrecht, gleichzeitig Doku-Mitarbeiter, haben zum Beispiel Transparente, Sprüche und Videos aus dem ganzen Stadtgebiet in Blumenthal zusammengetragen. Dazwischen geben SchülerInnen aus der Erinnerung heraus ihre eigene Stimmung und die ihrer AltergenossInnen wieder. „Es ist Krieg und ich möchte Gedichte hören, Lieder hören und selber singen — aber bitte, bitte keine Reden (...)“, schreibt Mitorganisator Manuel Harder.

„Schülertagebücher“ zeigen die Chronologie der Bremer Aktionen. Daraus wird ersichtlich: Genauso schnell, wie die Jugendlichen zusammen mit LehrerInnen auf der Straße waren, wurde Krieg zur Normalität. Manuel Harder: „Abitur und andere Termine wurden schnell wichtiger.“ Und: „Hinter den Demos stand keine langfristige politische Weltanschauung.“

Vor diesem Hintergrund erklärt Ellebrecht das Anliegen der Ausstellung: „Die Besucher sollen die Ereignisse endlich mal refelktieren können.“ In der kurzen Protestphase vor einem Jahr habe sich keiner dafür Zeit genommen. Dazu kann man sich parallel zur Ausstellung zum Beispiel mit Texten befassen, Bilder malen, mit Doku-Hilfe Videos drehen oder am Ideenwettbewerb (siehe Kasten) teilnehmen. Zielgruppe u.a.: SchülerInnen und KonfirmandInnen. Sie sollen sich mit den Themen Krieg, Gewalt und Zerstörung auseinandersetzen. Lehrer Ellebrecht erklärt, warum, und skizziert gleichzeitig den zweiten Grund des Golfkrieg- Projektes: „Die nächsten Großereignisse dieser Art stehen schon vor der Tür.“ ubu

Die Ausstellung ist bis einschließlich 1. Februar montags bis freitags von 9 bis 16, mittwochs bis 19 Uhr geöffnet. Am 17. Januar wird zum Jahrestag des Kriegsausbruches auch eine Dokumentation erscheinen.