»Lehrhaus der Demokratie«

■ Erste deutsche Gedenkstätte zum Völkermord an den Juden am 50. Jahrestag der Wannsee-Konferenz

Berlin. Erst 50 Jahre nach der berüchtigten Wannsee- Konferenz vom 20. Januar 1942 wird der Ort der Schreibtischmörder eine Stätte der Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Barbarei. In der idyllisch am Wannsee gelegenen Berliner Villa mit der grausigen Symbolik hatten einst Bürokraten des Dritten Reiches in nur zwei Stunden und bei gelockerter Stimmung skrupellos über die Auslöschung von elf Millionen Juden beraten. Zum Jahrestag öffnet die erste deutsche Gedenkstätte über den Völkermord ihre Pforten.

Der Auschwitz-Überlebende Heinz Galinski, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, hatte schon lange die Zeit für »überreif« gehalten. Die Gedenkstätte soll besonders für die junge Generation »ein Bollwerk gegen Vergessen und Verdrängen« sein. Mit jedem Bürgermeister Berlins habe er nach dem Zweiten Weltkrieg Auseinandersetzungen geführt, das als Schullandheim genutzte Haus zu einem würdigen Memorial und einem Lernort auszugestalten. Politiker, meinte Galinski, hätten in den zurückliegenden Jahrzehnten den politischen Wert des Hauses nicht erkannt: »Vielleicht muß man dafür ein Betroffener sein«.

Mit einer ständigen Ausstellung, deren Konzeption Herz und Verstand der Besucher gleichermaßen anspreche, sowie einem Bildungsprogramm und Dokumentationsmaterial will die zentrale deutsche Gedenkstätte »keine Schuldgefühle« erzeugen, sondern Bürger zu Toleranz gegenüber Minderheiten und zu demokratischer Gesinnung erziehen. In diesem Sinn Gerhard Schoenberners, Autor des Klassikers Der gelbe Stern und Leiter des »Hauses der Wannsee-Konferenz«, sollte Aufklärung über das »gigantische Verbrechen« geleistet werden. »Unsere Arbeit ist unser Denkmal — ein Lehrhaus der Demokratie, um zu verhindern, daß wieder unkontrollierte Machtverhältnisse entstehen können.« dpa