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: Willy nicht wiederwählen

■ Geburtstagskrimi: Ein unbekannter Zeuge, ARD, 21.00 Uhr

Na, was ein Glück auch, daß der Jung-Kriminale Mike Döpper zufällig gerade wieder einmal im Urlaub weilte, als Klefisch, sein verehrter Kommissar a.D. (Willy Millowitsch), auf einer lauschigen Bank am Rheinufer von „Trimborns Mariechen“ in einer delikaten Angelegenheit um Hilfe angegangen wurde. Konnte der Betagte ihm doch so wieder einmal die Laufarbeit abnehmen. Denn obwohl der rastlose Pensionär „dat Mariechen“ seit über 30 Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, fragte er nicht viel nach, sondern machte sich gleich selbstlos auf die Suche nach den Widersachern von Mariechens Unternehmer-Gatten.

Der „Fall“, den Hans Werner Kettenbach Willy Millowitsch wieder auf den Leib geschrieben hatte, konnte nur eingefleischte Fans des Kölner Originals bei Laune halten. Als Krimi erwies sich das Ganze als reichlich fade Kost. Da wurde bemüht ein Verwirrspiel mit einem kleinen Ausflug in die Wirtschaftskriminalität inszeniert, bei dem selbst der reichlich strapazierte „Kommissar Zufall“ am Ende nicht alle Ungereimtheiten zu klären vermochte.

So erwies sich das Ganze in erster Linie als eine Verbeugung vor Willy Millowitsch. Vom Lokalkolorit mit Dom-Türmen, Bläck Föös und zumeist „Kölsch“ schwatzender kesser Göre bis hin zu den Darstellern war alles darauf ausgerichtet, Zulieferdienste für „Willy“ zu leisten. Lediglich Gisela Trowe vermochte der verhärmten Kriegerwitwe in beeindruckender Manier Profil zu verleihen. Jochen Senf, als Tatort-Kommissar Palü damals leider viel zu früh in die Wüste geschickt, fiel nach einem verheißungsvollen Kurzauftritt gleich wieder einem Kapitalverbrechen zum Opfer. Und bisweilen konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, als stellten sich Klefischs Widersacher bewußt dämlich an, um dem Pensionär die Arbeit etwas zu erleichtern.

Willy Millowitsch ist zweifellos ein Original und hat als Volksschauspieler gewiß seine Verdienste. Daß man ihm mit der Rolle des Kommissars a.D. einen Herzenswunsch erfüllte, mag auch angehen. Aber inzwischen spielt Millowitsch — ob er nun will oder nicht — immer nur Millowitsch. Wo man ihm in Köln nun zu Lebzeiten ein veritables Denkmal gesetzt hat, sollte man es denn mit dieser dritten Ausgabe des „Klefisch“ als Präsent zu seinem 83. Geburtstag auch bewenden lassen. Mit derartigen Ehrerbietungen tut man keinem einen Gefallen. „Willy“ schon gar nicht. Reinhard Lüke