GASTKOMMENTAR
: Revirement

■ Der jugoslawische Verteidigungsminister trat zurück und machte einem Hardliner Platz

Der Rücktritt des jugoslawischen Verteidigungsministers Kadijević und die Amtseinführung des Nachfolgers General Adzić sind ein letztes Signal dafür, daß an der militärischen Spitze intensive Veränderungen vor sich gehen. Es ist praktisch unmöglich, alle Generäle aufzuzählen, die in den letzten Monaten entweder ein- oder abgesetzt wurden. Kadijević wurde 1925 in Kroatien geboren. Sein Vater war Serbe, die Mutter Kroatin, und er fühlt sich als jugoslawischer Bürger. Seine militärische Karriere verlief nahezu brillant: Nach seiner Ausbildung in den USA war er für einige Jahre der Mann an der Spitze des jugoslawischen militärisch-industriellen Komplexes. Kadijević war der letzte noch aktive jugoslawische General, der am Zweiten Weltkrieg teilnahm. Zudem ist er einer der letzten Generäle, die an der Idee eines Jugoslawiens noch festhalten. Er hätte schon längst pensioniert sein können, doch man fand keinen Ersatz für ihn.

Adzić ist Serbe aus Herzegowina und einige Jahre jünger als Kadijević. Er wurde in der sowjetischen Militärakademie Frunse ausgebildet. Seine militärische Karriere wäre weitaus weniger erfolgreich verlaufen, hätte er nicht im Oktober 1989 das Oberkommando der Armee übernommen. Während der 80er Jahre war er Kommandant der Einheiten in Pristina und verantwortlich für die „Befriedung“ Kosovos. Beobachter halten ihn für serbisch orientiert.

Offiziellen Informationen zufolge trat Kadijević aus medizinischen Gründen zurück. Er war tatsächlich im April letzten Jahres krank. Doch seine Amtsaufgabe ist sicherlich verbunden mit dem Angriff auf EG-Helikopter und dem Tod von fünf EG- Beobachtern. Man nimmt an, daß Kadijević schließlich erkannte, daß er die jugoslawische Armee — und insbesondere die Hardliner im Generalstab — nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Seit gestern ist der versteckte Konflikt zwischen dem serbischen Präsidenten Milosević und dem „Präsidenten“ der Krajina, Milan Babić, sichtbar. Milosević lud UN-Truppen nach Jugoslawien ein, Babić will sie nicht in sein autonomes Gebiet lassen. Man nimmt an, daß der Konflikt zwischen beiden denjenigen innerhalb der Generalität widerspiegelt. Ali Zerdin

Redakteur bei der slowenischen Wochenzeitschrift 'Mladina‘