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Mitterrand erwägt europäische Atommacht

Paris (taz/dpa) — Was tun mit der Force de Frappe? — Zu dieser seit dem friedlichen Verschwinden des östlichen Feindes in Frankreich heiß debattierten Frage hat Staatspräsident Francois Mitterrand gestern einen neuen Vorschlag beigesteuert: „Atomwaffen“, prognostizierte der Herr über die größte Atomstreitkraft Westeuropas, werden „sehr schnell zur wichtigsten Frage“ einer gemeinsamen europäischen Verteidigungspolitik werden. Nun gelte es, die „ungelösten Probleme“, die diese Perspektive aufwerfe, zu lösen.

Mitterrand, der damit erstmals die französische Atomstreitmacht in die europäische Debatte einbrachte, sagte, nur zwei Länder der EG (Frankreich und Großbritannien) verfügten mit einer eigenen „nationalen Doktrin“ über Atomwaffen. Die Frage, ob es möglich ist, sich eine europäische Doktrin vorzustellen, werde sehr bald ins Zentrum der europäischen Verteidigungspolitik rücken, sagte Mitterrand gestern bei der Eröffnung einer vom französischen Europaministerium veranstalteten Tagung in Paris.

EG-Kommissionspräsident Jacques Delors sekundierte seinem Landsmann und sozialistischen Parteikollegen bei der Veranstaltung vor französischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften. Sobald die Gemeinschaft „eine sehr starke politische Union“ eingegangen sei, sagte Delors, könne er sich „einen Transfer der Atomwaffen“ an die EG vorstellen, gegenwärtig bleibe die Atomwaffe jedoch „ein Trumpf für Frankreich“. dora

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