DIE FÜNFTE GEWALT - WEGE DURCH DEN MEDIENDSCHUNGEL: Welt/Bild/Konkret/Spiegel

Die Welt lügt, der Stern auch. Die magersüchtige Illustrierte (Ich kann mich nicht erinnern, so dünne 'Stern‘-Heftchen schon einmal in der Hand gehabt zu haben) wollte ganz pfiffig sein und die Titelgeschichte „Weltmacht in der Krise — S.O.S Amerika“ schon auf der Frontseite spektakulär verkaufen. Also montierten die Grafiker am Hamburger Hafen eine abgerissene US-Flagge hinter einen schwimmenden Bush. Botschaft: Den Amis steht das Wasser bis zum Hals, die imperiale Nation gerät ins Schwimmen, und der Präsident mußte die Strudel und Untiefen irriger Wahlen fürchten. Doch zeitgleich mit dem Erscheinen der wässerigen Montage wußte die ganze Welt: Bush fiel nicht ins Nasse, sondern vom Hocker. Die Unwahrheit der 'Welt‘-Schlagzeile „Georgiens Präsident gestürzt“ läßt sich bündig aufklären: Es war der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, und der heißt auch nicht „Georgien“, sondern schlicht „Dschordsch“.

Die Wahrheit ist auch bei Bild nicht der Regelfall. Die Blut- und Blöden-Zeitung konnte eigentlich nie so recht mit dem früheren Hamburger Bürgermeister und Hafenstraßenerhalter Klaus von Dohnanyi. Doch jetzt, Jahre nach seinen Elbzeiten, ist der Mann für Deutschlands zweitdümmste Zeitung wieder zum Thema geworden. Als sich der frühere Ford- und heutige Ost-Manager erst für „American Express“- Kreditkarten in einer altertümlichen Künstlerpose samt wirrem Haarschopf ablichten ließ und dann seinen Amtsnachfolger Henning „Diätendebakel“-Vorscherau gute wie ungebetene Ratschläge erteilte, ahnte 'Bild‘ in des Ex-Bürgermeisters Liebesleben: „Ehe kaputt — Dohnanyi liebt Dichterin“. Nun kann das Publikum nicht wissen, daß diese „Bild- Exklusivgeschichte“ eine olle Kamelle ist und spätestens nach einem (mißverstandenen?) Theaterstück von Daniel Dobbler (alias Dr.Hellmuth Karaseck, dem 'Spiegel‘-Kulturchef und Dohnanyi- Freund) schon vor zwei Jahren das hanseatische Tuschel-Thema war.

In diesem Bühnenspiel, in Osnabrück gegeben und merkwürdigerweise nie im Spielplan einer Hamburger Bühne gesichtet, hat ein Bürgermeister eine Geliebte, eine Dichterin. Wie dies aber im Stück: Ulla Hahn.

Mit der Aufdeckung einer anderen Liebschaft handelte sich vor Jahren Konkret den Ärger höchster Dienststellen ein. Zuerst erkor die Linksschrift das Bonner Tuschel- Thema Nummer eins zur Titelgeschichte. Kernbehauptung: Kanzler Kohl liebschaftelt seine Sekretärin Juliane Weber, lebt mit ihr in Bonn in einer Wohnung. Pikant für jemand, der öffentlich Ehe & Familie (Wasser) predigt, und privat Außereheliches (Wein) zu genießen weiß. Das Anprangern von bürgerlicher Bigotterie großer Tiere birgt Gefahren, und so wurden umgehend, selbstverständlich unter anderem Vorwand, die Redaktionsräume von Polizei und Staatsanwaltschaft heimgesucht. Das brachte wiederum ein Nachrichtenmagazin auf den Plan, das mit Polizeiaktionen wider die Meinungsfreiheit schon eigene, schlechte Erfahrungen gemacht hatte, und so lasen erfreute Spiegel- Käufer über das Verhältnis von Helmut zu Juliane damals bemerkenswertes, nämlich daß sie ihm „die Eier pelle wenn es ihm zu heiß sei“. Natürlich nur beim morgendlichen Lagebesprechungs-Frühstück.

Steinbach hinterfotzig: Kohl soll Ehebrecher gewesen sein? Kann der etwa zweimal im Jahr?