Können Sie mir folgen, meine Damen?

■ Mann-o-Mann. Wer ist der tollste Typ? Samstag, 22.05 Uhr, Sat.1

Wie wunderbar! Wir haben es geschafft. Frauen sind an der Macht. Und das ab sofort alle 14 Tage unter der Anleitung von Peer Augustinski. Wenn nämlich ein reines Kleinstadtfrauenpublikum per Knopfdruck aus zehn Prachtexemplaren einer Großstadt — sogar Leipzig (Ost) wird vertreten sein! — den tollsten Typ Mann aussuchen darf.

Wie wunderbar auch, daß es Pressematerial gibt, das unsereins das richtige Gucken lehrt: „Endlich mal eine Sendung, bei der wir Frauen zu Wort kommen“, soll tatsächlich eine Stimme aus der geballten Weiblichkeitspower nach der Produktion der Sendung verlautet haben. Genau so war's! Nach exakt 20 Minuten von insgesamt 50 fiel der erste (natürlich) vorgefertigte Satz aus Frauenmund. Die „Limited Girls“ (wie wunderbar die unfreiwillige Sprachorder!) durften nun ihre Fragen an die inzwischen schon qua Schubs ins nasse Aus auf die Hälfte reduzierten Kandidaten stellen. Zum Beispiel: „Würden Sie bei ,Tutti Frutti‘ auftreten?“ Klar würde er das.

Und in die Gegend etwa gehört auch dieser wunderbare Bastard aus Carells „Herzblatt“ und Schulfunk- Frutti. Der Schweinkram hielt sich in Grenzen — bis auf die immer lustigen Schwulenscherze; und Titten und Mösen gab es erst im Film danach, wo es beim „Blasen“ dann wieder zur Sache ging und nicht mehr um Wortgespiel. „Wie wunderbar“, rief in einem fort der Moderator, „es ist ein Wahnsinn!“ Und weil die Spielregeln in Unterhaltungsshows so kompliziert sind und weil im Sendesaal nur lauter Frauen, diese unbekannten Wesen, saßen, fragte er besorgt: „Meine Damen, können Sie mir bis hierher folgen?“ Sie konnten und hatten, oh Mann, sichtlich Spaß. Das showübliche Sendesaal-Durchschnittsalter von 53,6 Jahren war übrigens deutlich unterschritten.

Und so war doch alles wieder wie im richtigen Leben: Männer produzieren — von den mindestens 30 Leuten des Stabs waren grad mal vier bis fünf weiblich, und das an den richtigen Stellen wie Maske und Klamotten. Und Männer produzieren sich. Und wir Frauen finden das natürlich ganz schön toll, helfen strahlend und go-go-girlig über heikle Hürden hinweg und lachen herzlich an den richtigen Stellen — also ununterbrochen. Daß wir dann auch noch, wie das Programmheft begeistert mitteilt, Köpfchen haben, oho, wurde irgendwie nicht so recht deutlich.

Halt stopp, in einem Punkt doch. Und prompt war's wieder wie im richtigen Leben, wo die kleinen Dicken dann am Schluß am besten abschneiden. Sieger-Tolltyp Maximilian, der Wirt mit Witz und Brille. Denn er hat uns Mädels zum Lachen gebracht, weil er so telegen komisch war. Und darum geht's doch auf dem Schirm, der unser Leben ist. Christel Dormagen