NAMENSSPASS AUSAFRIKACHRISTOPHBIERMANN

Wenn sogar in Deutschland noch immer Zebras aus Mönchengladbach, Kölner Geißböcke, Fohlen aus Mönchengladbach und sogar Münchener Löwen die Spielfelder bevölkern, verwundert es nicht, daß in Afrika die Tierwelt im Fußball noch üppiger ausfällt.

Bei der Afrikameisterschaft im Senegal konkurrieren gleich drei Löwenmannschaften: die unzähmbaren Löwen aus Kamerun, die Löwen vom Atlas aus Marokko, und Diambars, die Löwen der gastgebenden Mannschaft. Ergänzt wird das Raubtiergehege durch Leoparden aus Zaire, Füchse aus Algerien und Adler aus Nigeria. Das kleine westafrikanische Land Elfenbeinküste kommt sogar riesengroß oder genauer: elefantös.

Doch es müssen nicht immer Tiere sein. Und überhaupt nimmt der Fußball in Afrika nicht gerne den Umweg über Spitznamen. Warum auch soll man sich erst für ein blasses FC, SV oder AC plus Ortsangabe entschließen, wenn man bereits bei der Vereinstaufe eine entschieden programmatische Äußerung machen kann. Nun gibt es zwar auch in Deutschland manchmal Eintracht, wird häufig die Fortuna beschworen und Viktoria angestrebt, im Vergleich mit Spitzenmannschaften afrikanischer Länder bleibt das aber vergleichsweise farblos.

Setzt das Team von Esperance Tunis noch europäisch mild auf die Hoffnung, müssen die Gegner der Niger Tornados aus Nigeria und Kabwe Warriors aus Sambia sich schon auf eine heftigere Auseinandersetzung gefaßt machen. Aus besonderem Holz sind auch die Eichenherzen von Hearts of Oak aus Ghana geschnitzt, während die Eleven Arrows aus Namibia den Gegner pfeilschnell zu bedrängen versprechen.

Im anglophonen Teil Afrikas ist auch die mythische Kampfkraft englischer Teams unvergessen und wird bei Arsenal in Lesotho, Coventry in Zimbabwe oder beim FC Liverpool in Namibia gleich mehrfach beschworen. Ganz dem Geist eines einzelnen englischen Spielers, dem von Sir Stanley Matthews, scheint sich gar eine Mannschaft aus Sierra Leone verschrieben zu haben: Mighty Blackpool. So verwundert es kaum, daß auf den Kapverden, der ehemaligen portugiesischen Kolonie, die Spitzenclubs Benfica und Sporting heißen.

Die Namensgebung zeichnet magische Wege vor, die eines Tages zu schmerzhaften Konfrontationen führen können. Wer das nicht glauben mag, der sei auf eine Paarung im Afrikapokal des letzten Jahres hingewiesen. Da standen sich in der zweiten Runde die Meister aus Mauritius und Swaziland gegenüber: Sunrise gegen Denver Sundowns. Die Namen machten alles klar, die Spiele waren nur Vollzug. Im Hinspiel bereits siegte der Sonnenaufgang aus Mauritius uneinholbar mit 6:0. Da konnte auch ein 2:1 für den Sonnenuntergang im Rückspiel das Ausscheiden nicht verhindern. Eine Siegesgarantie ist mit der Taufe jedoch nicht zu erwerben. Das mußten die Invincible Eleven aus Liberia schmerzlich erfahren. Die Elf der Unbesiegbaren konnte sich im letzten Jahr zwar für eine afrikanische Pokalrunde qualifizieren, doch es war die der im Pokalfinale unterlegenen Clubs.

AFRIKA-POKALINSENEGAL