DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER
: Jazz potent, Drecksrock sexistisch

■ Dimpl Minds, GTE Unlimited, Blue Bone, Luther Allison und Voicing

„Blau auf'm Bau“ und „Trinker an die Macht“ heißen die Hymnen der Dimple Minds aus Huchting, die heute abend um 20.00 Uhr im Aladin wieder sehr angestrengt versuchen werden, ihren niedrigen Standard zu unterbieten, den sie sich mit der Aussage, sie spielten „sexistischen, deutschen Drecksrock“ selber gesetzt haben. Hoffentlich ist der neue Schlagzeuger der Band dafür nicht zu gut, aber sein Name „Bangjamin“ läßt zum Glück das Schlimmste vermuten.

Fünf Jahre lang haben die drei Bremer Jazzer Michael Klagge (Gitarre), Trugot Thelitz (Posaune) und Uli Sobotta (Euphoneum) als G.T.E. Unlimited ihrem Bandnamen alle Ehre gemacht: den drei Anfangsbuchstaben der englischen Namen ihrer Instrumente und einem frechen „unbegrenzt“ dahinter.

Denn tatsächlich spielen die drei sich mit Witz durch sehr gewagte Stilmischungen und abenteuerliche Arrangements. Am Freitag (17.1.) feiern sie um 23.00 Uhr in der Schauburg Geburtstag. Glückwunsch!

In „Die Kneipe“ an der Gete ist seit einigen Monaten wieder viel Jazz zu hören. In glorreichen, längst vergangenen Zeiten blies dort sogar einmal Albert Mangeldorf in seine Posaune. Am Samstag (18.1.) um 21.00 Uhr spielt immerhin der Posaunist Hermann Breuer mit seiner Band Blue Bone. Das Spektrum des Quartetts aus der Münchener Jazzszene reicht vom Blues über Latin und modernem Bop bis zum Freejazz.

Der schwarze Bluesmusiker Luther Allison spielt am Dienstag (21.1.) um 20.00 Uhr im Aladin. Folgende enthusiastische Ergüsse über sein Bremer Konzert von 1987 traue ich mich nur deshalb zu zitieren, weil ich sie damals selber verfaßt habe: „Er spielte den Blues mit einer Ehrlichkeit, Energie und Emotionalität, die alle in den Bann schlug. In fast 3 Stunden führte Allison die verschiedenen Spielarten des Blues vor: manchmal den des Südens, der etwas nach Heu roch, meist aber den härteren City Blues, der eher nach Abgasen miefte.“

Die Bremer Jazzszene präsentiert sich in dieser Woche ungewöhnlich potent: am Mittwoch (22.1.) treten in der GaDeWe in der Reuterstraße die Sängerin Evelyn Gramel und Pianist Michael Berger unter dem Namen Voicing auf.

Jazzklassiker wie „A Night in Tunesia“, „Norwegian Woods“ von den Beatles oder Peter Gabriels „Here comes the Flood“ werden sehr experimentierfreudig interpretiert und in virtuose Miniaturen verwandelt, bei denen beide Musiker ihre handwerkliche Souveränität beweisen: „Une voie originale du Jazz Concert“ urteilte ein Kritiker über ihren diesjährigen Auftritt in Verfeil sur Seye.

Willy Taub