Kröning will 500 Lehrer abbauen

■ Lehrer sollen mehr unterrichten / Weniger Stunden für Schüler

„Ganz ordentlich gelaufen“ seien die Chefgespräche zum Haushalt 1992/93, verlautet aus der Umgebung von Finanzsenator Volker Kröning. Zumindest ein Senatoren-Kollege muß dies ganz anders empfunden haben. Nachdem Henning Scherf mit Kröning über die Eckwerte für den Bildungsbereich verhandelt hatte, machte er sich sofort auf die Suche nach möglichen Bündnispartnern, um die Pläne Krönings doch noch zu kippen. Denn beim Personalabbau im Öffentlichen Dienst haben für Kröning die Schulen erste Priorität. Und das soll so gehen:

Die Arbeitszeit für LehrerInnen soll um eine Stunde verlängert werden.

Die Unterichtszeit für SchülerInnen soll um eine Stunde verkürzt werden.

Die Klassenfrequenz soll heraufgesetzt werden.

So nebenbei sollen Schulen nur noch jeden zweiten Tag gereinigt werden. Spareffekt: Rund 450 Raumpflegerinnenstellen.

So überraschend können die Sparvorschläge für Henning Scherf nicht gewesen sein. Denn bereits zur Ampelklausur im November in Cuxhaven hatte das Finanzressort unter Grobecker entsprechende Sparvorschläge unterbreitet. Und auch in den Koalitionsvereinbarungen findet sich ein Pasus der den Personalabbau an den Schulen andeutet: Danach soll ein Fortbildungspool gebildet werden für Lehrer, die in andere Zweige der öffentlichen Verwaltung umsteigen wollen. Nach Krönings Modellrechnungen könnten das ein paar hundert sein. Denn wenn die Vorschläge umgesetzt werden, gäbe es nicht nur einen Einstellungsstopp für mehrere Jahre, sondern darüber hinaus einen Lehrerabbau von 500 Stellen in den kommenden drei Jahren.

Die GEW hat gestern ihren Protest gegen die Sparpläne angekündigt und den Senat aufgefordert, einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und einer Einschränkung des Bildungsanspruchs der Schüler eine Abfuhr zu erteilen. Es sei absurd, wenn für eine Berufsgruppe, die noch fast die gleiche Arbeitszeit habe wie vor 80 Jahren, die Arbeitszeit verlängert werde. Ebenso absurd sei es, in einem Bundesland, in den die SchülerInnen von allen Bundesländern den wenigsten Unterricht hätten, die Stundenzahl noch weiter zu reduzieren.

Der Senat will die Eckwerte für den Haushalt 92/93 am kommenden Dienstag verabschieden. hbk