„Frauenprojekte absichern“

■ Frauenpolitik auf höchster Ebene: Sabine Uhl eröffnet Fraueninformationstage

Premiere. Zum ersten Mal stand gestern Bremens erste Frauensenatorin Sabine Uhl ihrer „Basis“ gegenüber: den Vertreterinnen sämtlicher Frauenprojekte der Hansestadt. Zur feierlichen Eröffnung der „Fraueninformationstage“ in der unteren Rathaushalle hatte sie Gelegenheit, erstmals Grundsätzliches zu dem neugeschaffenen Ressort und ihren Vorstellungen zu sagen.

Doch zunächst hatten sich die selbstorganisierten Frauenprojekte Rederecht ertrotzt: Umrahmt von einer demonstrativen Aktion mahnten sie angesichts des ABM-Kahlschlags, daß Frauenprojektarbeit als „strukturpolitische Notwendigkeit“ anerkannt

Sabine Uhl vor der FrauenfrontFoto: Andreas Weiss

und vom Land finanziell abgesichert werden müsse. Während die Rednerin dies begründete, sah sich Sabine Uhl ihrem symbolischen Spiegelbild gegenüber: Einer Frau mit Zylinder und Pappschild, das sie als „Senator für Arbeit“ auswies. Das Spiegelbild verteilte zerplatzende Luftballons an die Ausstellerinnen — und demonstrierte damit, daß die Frauen von der Senatorin für Arbeit und Frauen lediglich heiße Luft statt Geld erwarten.

„Weder Sie noch ich werden zulassen wollen, daß Frauenprojekte als erste übern Deister gehen“, antwortete ihnen die Senatorin vom Redemanuskript abweichend. Notleidung sei angesagt. Sie wolle aber „weitestgehend“ den Bestand sichern. „Es

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von den Frauen

wäre aber fatal, den Eindruck zu erwecken, daß es keine Einschnitte geben wird“, schränkte sie gleichzeitig ein.

An dieser Stelle hätte der Dialog beginnen können: Die Frauen applaudierten. Gespannt warteten sie auf den Rest der Rede. Doch die langweilte zunehmend. Zunehmend interessanter wurden dagegen die Infostände der humangenetischen Beratung, der Ausländer-Kulturvereine, von ZIB, BRAS und Quirl und das Kunstprojekt „Genesis“ uvm. Auch die Gelegenheit zum Gespräch und zum Erfahrungsaustausch wurden wichtiger als die Grundsatzrede der Senatorin: es wurde unruhig, kaum eine hörte weiter zu. An den Ständen formierte sich Unmut: „Wenn sie

vernünftig wäre, würde sie zurücktreten und uns das Geld zur Verfügung stellen.“ „Das bringt doch eh alles nichts.“ „Peinlich“, — meinte die Mehrzahl der Frauen nach über 15 Minuten verlesener Rede.

Gleich nach Sabine Uhl trat Ursel Kerstein ans Rednerpult. Die Chefin der gerade zehn Jahre alten „Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau“ war in ihrem Manuskript noch davon ausgegangen, vor der Senatorin zu sprechen. Indiz für erste Hahnenkämpfe?

Ursel Kerstein jedenfalls versprach, „unsere Ziele künftig mit der Frauensenatorin an der Spitze“ zu verfolgen. Birgitt Rambalski