Keine Saba und kein Krümel

■ Von der schweren Geburt der Namens / Die Namens-Hitliste des Standesamts

Isabell ist gerade erst zwei Tage alt. Dennoch läßt sich schon jetzt mit Gewißheit sagen: Sie ist unmodern. Zumindest ihr Name ist es. Vielleicht sind es aber auch ihre Eltern, die den Zeitgeist nicht mitbekommen haben oder gar bewußt ablehnen? Isabell rangiert auf der „Hitliste“ der Namen nämlich längst nicht mehr unter den Favoriten wie einst in den 70er Jahren. Da sind, laut Statistik des Standesamtes in der Hollerallee, derzeit viel eher Julia, Vanessa, Jana, Sarah, Laura, Sabrina, Katharina, Nadine, Jasmin und Lisa. Bei den Jungen beherrschen Patrick, Dennis, Marcel und Tobias das Feld.

Doch warum? Wie entscheiden Mütter und Väter über dieses so wesentliche Persönlichkeitsmerkmal ihrer Sprößlinge? „Nichts ist so schwer, wie dem eigenen Kind einen Namen zu geben“, sagt Annemarie, Mutter vierer Kinder. „Diese Verantwortung. Meiner ist so altmodisch. Unsere Kinder haben deshalb zwei bis drei Namen, weil sie ihren Rufnamen dann einfach ändern lassen können.“ Auch Vera und Freund haben zuvor lange überlegt. „Im Kreißsaal haben wir uns dann nur angeguckt und spontan gesagt 'Rosa', mit spanischem 'R–. Das war Gefühlssache, denn es klingt so schön.“

Das Namensbuch in der Stadtbücherei ist ständig ausgeliehen: weil werdende Mütter und Väter Entscheidungshilfen brauchen. Außerdem verbirgt sich hinter jedem Namen eine tiefere Bedeutung: „Patrick“ etwa heißt eigentlich „von vornehmer Herkunft.“ Ob das bei Bremer Eltern eine Rolle spielte? Und Marcel kommt genau wie Marek von „Markus“, welcher wiederum auf den Kriegsgott Mars zurückgeht. Dennis findet seine Wurzeln auch bei den Göttern: bei Dionysos, dem griechischen Gott des Weines. Beate dagegen ist, laut der immer wieder spannenden Stammbuch-Beilage, schlicht „die Glückliche“: Ihre Mutter habe immer betont, die „Glücklichmachende“, schüttelt sich dagegen die erste Beate, die die Recherche kreuzt, bei der Erinnerung. Ob die Eltern der rund 60 Julias, die 1991 in Bremen registriert wurden, alle an „Julius Caesar“ und römische Patrizierfamilie der Julier dachten, als sie den Namen ihrer Tochter wählten oder doch einfach nur an Julia Roberts — who knows?

Manche Eltern kommen allerdings auch auf Ideen, die qua Amt nicht zugelassen werden: Wenn das Kind beispielsweise „Saba“ nach der Marke des Familien- Fernsehers heißen soll, dann lassen Standesbeamte nicht mit sich handeln. Und ein „Krümel“ etwa kommt gar nicht erst an den Formularen des Krankenhauses vorbei: „Das haben wir nicht eingetragen, da haben wir uns auch auf keine Diskussionen eingelassen“, erzählt die zuständige Krankenschwester im St.-Jürgen Krankenhaus von einem Fall, „aber die Eltern waren auch geistig minderbemittelt.“ ra