Reden statt Räumen

■ BesetzerInnen und Beirat verhandeln über besetztes Haus

“Man muß den Zustand –Besetztes Haus– in der Grünenstraße beenden!“ sagt der Grüne Martin Thomas rigoros. Eine Räumung steht allerdings zur Zeit nicht an, ganz im Gegenteil: Am Montag will der Beirat Neustadt gemeinsam mit den BesetzerInnen darüber verhandeln, wie es mit dem Haus weitergehen soll.

Zum Verhandeln mußten die Beiratsmitglieder erstmal gebracht werden: „ Es gibt Differenzen, ob man den Leuten nicht einfach mitteilen soll, daß das Ganze auf Dauer nicht tragbar ist“, berichtet Thomas. Er selbst habe viel Sympathie für diese Form selbstverwalteten Lebens und dieser Organisaton von Kultur. Deshalb gibt es für ihn nur zwei Lösungsmöglichkeiten: Entweder gibt es einen Nutzungsvertrag für das Haus, was die BesetzerInnen auch selber wollen, oder die Jugendlichen bekommen ein anderes Projekt angeboten.

Von der Neustädter Grünen Janne Müller wurde angetestet, ob der Umzug in ein Ersatzobjekt für die BesetzerInnen überhaupt denkbar sei. Die sind da ganz vorsichtig: „Auf unserem letzten Plenum war es Konsens, daß wir erstmal über die Grünenstraße verhandeln wollen.“ Wenn überhaupt, müsse ein Ersatz gleichwertig sein: Wohnen und Cafe und Konzerte und Schwulenkneipe etc. müssen weiterhin verbunden werden können. „Daß es sowas nochmal gibt, können wir uns einfach nicht vorstellen!“

Vor allem nicht zentral gelegen, und da sollten die Jugendlichen nach Ansicht von Thomas bleiben: „Diese Form von Jugendkultur hat immer weniger Platz und wird zunehmend an den Rand gedrängt. Hinterher wundert man sich, daß der Staat damit nicht mehr zurecht kommt.“

Den Grünen wird sich ein klassischer Konflikt bei der Durchsetzung ihrer Kultur-Vorstellungen auftun. Unter ökonomischen Gesichtspunkten ist das Grundstück sehr wertvoll — die Bremische Gesellschaft könnte dort Geld machen, das der Stadt zugute kommt.

„Die Verhandlungen werden Thema der Grünen-Fraktion sein“, meint Thomas. „Über unseren Kopf hinweg wird auf keinen Fall geräumt.“ Versprechen konnte Martin Thomas den Jugendlichen bei einem Besuch nichts, doch eine ihrer Forderungen will er erfüllen: Damit es nicht bei Scheinverhandlungen bleibt, soll zum Beispiel Helga Trüpels Jugend- und Kulturressort eingeschaltet werden. Allerdings: „Ich bin nicht sicher, ob das Haus langfristig von der Bausubstanz her wirklich geeignet ist, und ob die Jugendlichen auch in drei bis vier Jahren noch so leben wollen, wie sie es jetzt tun.“ Deshalb heißt für ihn die erreichbarste Form: Zeitlich begrenzter Nutzungsvertrag. skai