Wieder Obdachloser angezündet

■ Zum zweiten Mal verübten Unbekannte Brandanschlag auf Obdachlosen

Charlottenburg. Zum zweiten Mal binnen weniger Monate ist gestern morgen in Charlottenburg ein Brandanschlag auf einen obdachlosen Mann verübt worden. Ein Unbekannter hatte gegen fünf Uhr morgens die Feuerwehr alarmiert, weil ein Mann in einer öffentlichen Toilette am Richard-Wagner-Platz in Flammen stand. Bisherigen Ermittlungen zufolge hatte der 26jährige Thorsten J. in dem Toilettenhäuschen geschlafen, als er mit einer Flüssigkeit übergossen und angezündet worden war.

Der Mann habe Verbrennungen zweiten Grades erlitten und sei sofort in ein Krankenhaus gebracht worden, erklärte die Polizeipressestelle. Es bestehe aber keine Lebensgefahr. Über den oder die Täter habe der Wohnungslose keine Angaben machen können. Am Tatort fand die Polizei angekohlte Kleidungsstücke. Es gebe noch keine Erkenntnisse über die Täter.

Bei einem ähnlichen Vorfall war ein obachloser Mann in der Nacht zum 27. Oktober 1991 in einer Toilette am Stuttgarter Platz im Schlaf mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet worden. Zwei unbekannte Männer hatten den in seinem Schlafsack brennenden 52jährigen Dieter R. damals auf die Straße gezogen und waren davongerannt. Auf die Hilferufe einer Passantin hin waren zwei Polzisten herbeigeeilt und hatten dem Mann die übereinander gezogenen brennenden Hemden und Pullover vom Leib gerissen. Dieter R. war mit Hautverbrennungen zweiten und dritten Grades ins Krankenhaus gebracht worden.

Der Vorfall löste im Obdachlosen-Treff in der Charlottenburger Seelingstraße gestern große Bestürzung aus. »Die Reaktion der Menschen hier ist, das hätte auch jedem anderen passieren können«, sagte eine Mitarbeiterin des Treffs. Daß Obachlose in Berlin bestohlen und zusammengeschlagen würden, gehöre mittlerweile schon fast zur Tagesordnung. Doch wehrlose Menschen im Schlaf anzuzünden, könnte doch nur Leuten einfallen, die nicht normal seien, entrüstete sich die Mitarbeiterin. plu