Aufmarsch gegen Gamsachurdia

■ Übergangsregierung schickt Einheiten der Nationalgarde nach Sugdidi/ Lage bleibt gespannt

Moskau (taz) — Der georgische Militärrat hat wegen der Rückkehr des früheren Präsidenten Gamsachurdia die Generalmobilmachung angeordnet und Einheiten der Nationalgarde nach Sugdidi in Marsch gesetzt. Das wurde gestern in Moskau bekannt. In Tbilissi selbst sei es ruhig, in Sugdidi, der Hauptstadt der subtropischen Provinz Mingrleien in Westgeorgien, einer Hochburg der Anhänger Gamsachurdias, fanden hingegen erneut Kundgebungen statt. Die türkischen Armee-Einheiten an der rund 100Kilometer langen Grenze zu Georgien wurden, wie aus Istanbul zu erfahren war, in Alarmzustand versetzt.

Gamasachurdia, selbst ein Mingrele, hatte in Sugdidi vorgestern zum Marsch auf Tbilissi aufgerufen. Etwa viertausend Streiter soll er bisher um sich versammelt haben. Seine Gefolgsleute blockieren die Zufahrtsstraßen und sollen auch die Transportwege über den Kaukasus nach Ostgeorgien unter ihre Kontrolle gebracht haben. In Tbilissi sprach Premier Tengis Sigua von einer „Kriegserklärung zwischen Mingrelien und Georgien“. Erst vorgestern hatte der Militärrat die Übergangsregierung mit der Fortführung der Geschäfte beauftragt.

Dschaba Iosseliani, Rebellenführer und Mitglied des Militärrates, sieht in Gamsachurdias Vorgehen keine „reale Bedrohung“. Iosseliani befehligt etwa 8.000 bewaffnete „Mchedrioni“ (Reiter), von denen der größte Teil Richtung Sugdidi marschiere. Ein Teil der „Reiter“ bleibe mit 500 Freiwilligen zum Schutz in der Hauptstadt zurück. Trotz aller Zuversicht bergen die Truppen des Innenministeriums und die Spezialeinheiten der „Omon“ noch ein Sicherheitsrisiko. Während der Belagerung des Regierungssitzes im Dezember und Januar hielten sie sich im Hintergrund. Gamsachurdias damaliger Appell, ihm zu Hilfe zu eilen, verhallte ungehört. Nichtsdestotrotz waren sie lange Zeit treue „Swiadisten“. Mit veränderter Kräftekonstellation könnten sie wieder aktiver werden. Ähnliches gilt für die noch eingeschüchterten Parlamentarier des Obersten Sowjets Georgiens. Klaus-Helge Donath