Oldenburg fegt Werder 2:9 ab

■ Spartak Moskau gewinnt Hallenturnier in Bremen ungeschlagen 10.000 Mark

Die Turnierregie hatte eine knackige Besetzungsliste vorgelegt: Seit Werders spektakulärem 6:2-Halbfinal-Erfolg im Europapokal vor drei Jahren sorgt erstens Spartak Moskau für euphorische Fußballstimmung beim Bremer Publikum. Der „Lokalrivale“ VfB Oldenburg, der unter dem Aspekt der Zuschauerzahlen getrost als die ostfriesische Antwort auf Schalke O4 bezeichnet werden darf, zog zweitens etliche Fans aus der Region auf die Ränge. Dazu drittens der dänische Meister Kopenhagen und viertens die Lokalmatadoren selbst: Werder Bremen: Es galt: Jeder gegen jeden.

Werder:Kopenhagen

Es war das Spiel von Torwart Oliver Reck. Der beste Bremer des Nachmittags hatte sein Tor mit unsichtbaren Latten zugenagelt und entnervte die Kopenhagener in den ersten Minuten des Spiels derartig, daß sie sich die Torschüsse bald abgewöhnten. Nach einem knappen 1:0 Halbzeitstand (nach 12 Minuten) brachen dann in der zweiten Hälfte die dänischen Dämme. Der klare 5:1-Sieg von Werder war nie gefährdet.

Werder:Oldenburg

Pechvogel des Tages war der Bremer Ersatztorwart Jürgen Rollmann. Einmal im Jahr darf er ins Tor, und dann ist das Spiel gerade sieben Minuten alt, da hat der arme Mann schon fünf Dinger drin. Es erwischte die Bremer eiskalt, und den hochmotivierten Oldenburgern reichten fünf Angriffe für fünf Tore. Danach war das Spiel gelaufen, und die Mannschaften wendeten sich ihrer Lieblings-Zweitsportart zu: Dem Catchen. Allen voran der Bremer Mittelstürmer Wynton Rufer und sein Oldenburger Aufpasser Gerstner. Zunächst noch unbehelligt von den störenden Pfiffen des Schiedsrichters, hakten, boxten und schlugen sich die beiden tapfer bis zur 10. Minute. Dann ließ Rufer jede falsche Scham fallen und semmelte seinen Gegenspieler mit dem Ellenbogen um. Es entbrannte eine schöne Rauferei mit gekonnten Schlag- und Trittkombinationen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Rufer flog vom Platz, und die beiden Oldenburger Gerstner und Steinbach bekamen Zeitstrafen. Es dauerte dann noch einmal gut fünf Minuten, bis die Oldenburger merkten, daß sie einen Mann mehr auf dem Feld hatten, aber dann langten sie zu: Neun Stück bei zwei Gegentoren, das war schon eine Reise nach Bremen und den dritten Platz beim Turnier wert.

Werder:Moskau

Der Glanz der alten Spartak Moskau-Tage ist noch längst nicht vorbei. Entgegen allen Unkenrufen, daß die guten Spieler sich alle ins Ausland abgesetzt hätten, boten die Russen die beste Mannschaftsleistung des nachmittags und waren die verdienten Gewinner der 10.000 Mark Prämie. Kombinationen mit vier Mann auf zweieinhalb Quadratmeter waren auch die Bremer nicht gewachsen, am Ende konnten sie froh sein, die souveräne 2:0 Führung der Spartakianer in den letzten beiden Minuten noch ausgleichen zu können. Die beiden Tore von Legat, dem besten Bremer Feldspieler, und Schaaf waren echtes Bargeld wert, denn das Unentschieden bescherte den Bremern den zweiten Platz und ersparte damit dem Verein 5.000 Mark, weil das Geld zu Hause blieb. Am Schluß mußte der Moskauer Valerij Kaprin noch die schmerzhafte Erfahrung machen, daß man in der Halle nicht in den Boden treten kann. Fazit: Für die 2.500 Zuschauer gab es Pantoffelfußball, Tore und viele Gelegenheiten für Autogrammwünsche. Markus Daschner