Keine Zimmer für Afrikaner

■ Sozialamt läßt wohnungslose Flüchtlinge draußen stehen

Gestern Mittag um fünf vor eins drängte sich rund ein Dutzend aufgebrachter Schwarzafrikaner um den Hintereingang des Sozialamtes. Am Haupteingang in der Langenstraße 35 haben sie es erst gar nicht erst versucht: Dort sind seit Tagen die Türen dicht.

Doch auch im Hinterhof sind sie nicht besser dran: Die beiden Männer vom Sicherheitsdienst lassen nur vereinzelt Leute ins Haus. Den Afrikanern schlagen sie die Tür wiederholt vor der Nase zu. Einer erzählt, er stehe schon seit morgens um sieben da. Und mittags um eins sagen die Wachleute den wohnungslosen Asylbewerbern: „Es gibt kein Zimmer. Wir haben nichts. Alles voll. Kommt am Mittwoch wieder.“

Es kommt zum Handgemenge. Die Afrikaner zwängen sich durch die Tür. Wenig später schubst der jüngere der beiden Bodyguards einen nach dem andern wieder hinaus. „Feierabend. Ich will nicht schon wieder Sonderschichten machen“, erklärt er lapidar. Rigoros dreht sich der Schlüssel im Schloß. Schluß für heute: Der nächste Sprechtag im Amt für Soziale Dienste, Abteilung Wohnungshilfe, ist wieder am Mittwoch.

Drei Minuten nach eins. Die Afrikaner stehen fassungslos vor der Tür. Ein siebzehnjähriger Flüchtling aus Südafrika hat es schon seit Tagen versucht. An den Türstehern kommt er nicht vorbei. Auch daß er den unterschriebenen Zettel einer Sachbearbeiterin vorzeigt, kann den Uniformierten mit Gummiknüppel nicht umstimmen. „Der Zettel gilt heute nicht“, stellt der kurzerhand fest. Dasselbe habe er auch schon am vergangenen Donnerstag und am Tag davor erlebt, versichert der Afrikaner.

Er zeigt seine Papiere: Nach der Erstunterbringung auf dem Schiff im Allerhafen wurde er in die Schwachhauser Heerstraße weitervermittelt. Begründung: Zuweisung nach Bremen vom Bundesamt in Zirndorf. Warum er dort nicht wohne? — Ganz einfach: der Hausmeister habe ihn nicht reingelassen. Es sei nichts frei.

Daß er notfalls auch über das Verwaltungsgericht sein Recht auf Unterbringung einklagen kann, das weiß der Südafrikaner nicht. Mitarbeiter vom Flüchtlingsbüro in der Schildstraße klären die Afrikaner vor dem Sozialamt über den Weg zum Verwaltungsgericht auf. Einige wollen sich daraufhin ihr Recht erkämpfen.

Doch ein Mitarbeiter der Behörde scheint die Debatten beobachtet zu haben: Der Bodyguard, mittlerweile in zivil, ruft die Flüchtlinge herein. Wenig später hält der erste freudestrahlend eine Adresse in der Hand: „Kostenübernahme folgt, weil das Amt für soziale Dienste bereits geschlossen hat“, steht darauf. Und von offizieller Behördenseite war nur zu erfahren: „Heute wurden alle untergebracht.“ ra