SPD will konzertierte Tarifaktion

Bonn/Düsseldorf (dpa) — Eine „konzertierte Aktion der wirtschaftspolitischen Vernunft“ hat die SPD zur Lösung der Tarifprobleme gefordert. Bundeskanzler Kohl sollte Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgeber möglichst schnell an einen Tisch bringen, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ingrid Matthäus-Maier. Dort müsse „jeder seinen Stabilitätsbeitrag leisten“: Die Regierung müsse sparen, damit die Zinsen sinken, die Unternehmer müßten ihre Forderungen nach milliardenschweren Steuersenkungen einstellen. Dann könne man auch die Gewerkschaften für maßvolle Tarifabschlüsse gewinnen.

Mit Warnstreiks und Protesten im Bankgewerbe haben die Gewerkschaften DAG und HBV gestern indessen erneut ihre Forderungen in der Tarifauseinandersetzung unterstrichen. Zwei Tage vor der vierten Tarifrunde für die rund 430.000 Bankbeschäftigten am Mittwoch in Düsseldorf setzten HBV und DAG auch ihre Urabstimmungen fort. Gleichzeitig bekräftigten die Gewerkschaften ihre Forderung nach 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens jedoch 350 Mark. Heute soll die Gangart bei den Warnstreiks härter werden, kündigten die Gewerkschaften an.

Die Stahl-Tarifpartner unternehmen heute in Düsseldorf den voraussichtlich letzten Versuch, den Streik in der nordwestdeutschen Stahlindustrie doch noch abzuwenden. In der neunten Verhandlungsrunde wolle man alle Möglichkeiten einer friedlichen Lösung des Tarifstreits ausloten, erklärten Arbeitgeber und Gewerkschaften am Montag. Ein neues Angebot will der Arbeitgeberverband Stahl nach Angaben seines Geschäftsführers, Josef Senn, jedoch nicht vorlegen. Die Gewerkschaft erwartet, daß die Stahlarbeitgeber ihr bisheriges Angebot von insgesamt 5,2 Prozent aufbessern. Wenn sich die andere Seite nicht bewege, werde „das Gespräch sehr schnell zu Ende sein“, erklärte Harald Schartau von der Dortmunder Bezirksleitung der IG Metall. Die Gewerkschaft halte an ihrem Strukturmodell fest, das für November und Dezember Zahlungen von je 300 Mark, für Januar bis Juni eine Erhöhung um 5,3 Prozent sowie für Juli bis Oktober 6,7 Prozent sowie eine Vorweganhebung im Umfang von 0,3 bis 0,4 Prozent vorsehe. Ursprünglich hatte die IG Metall für die 130.000 Stahlkocher Lohnerhöhungen von 10,5 Prozent gefordert. Die Gewerkschaft hat ihre Große Tarifkommission für Mittwoch nach Duisburg-Rheinhausen einberufen, um über die neuen Verhandlungen mit den Arbeitgebern zu berichten. Am 26. Januar soll die Urabstimmung über den Streik stattfinden.