Nachgefragt: Hoffen in der Wohnungsfrage

Karoline Linnert, Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen, ist seit gestern Sprecherin der Deputation für Soziales und Familie.

taz: In der Deputation wurden heute die Zuwandererzahlen vorgelegt. Wurden auch Prognosen für 1992 genannt?

Karoline Linnert: Es ist noch nicht klar, was nach dem Kanzlergespräch werden soll. Der Platzbedarf für Bremen ist davon natürlich abhängig. Ich hoffe, daß man auch im Rückgriff auf den Koalitionsvertrag die Plätze in den Sammelunterkünften möglichst niedrig halten kann — daß die Leute also ziemlich schnell in Wohnraum vermittelt werden. Im Moment sind die Hotels und Pensionen aber voll, so daß daraus wieder kein Ablauf stattfindet. Bis das mit der Wohnungsfrage in Gang ist und Asylbewerber erreicht werden, das wird bestimmt noch dauern.

Wurde über die Zustände in der Langenstraße gesprochen und darüber, daß Afrikaner ihre Rechte nur schwer durchsetzen können?

Nein. Aus der Vorlage geht ja hervor, daß Bremen derzeit überproportional viele Nigerianer hat. Wir haben wegen der langen Tagesordnung aber nicht darüber geredet, warum. Ich weiß intern, daß Nigerianer eine starke Tendenz zum Zusammenhalten haben. Das ist auch klar, bei den Diskriminierungserfahrungen, die sie machen. Und weil die Unterbringungssituation so schlecht ist, kriechen sie oft bei jemandem unter, den sie kennen. Dadurch geraten die Leute, die hier wohnen, in noch größere Schwierigkeiten — ein Teufelskreis. Es ist aber darüber gesprochen worden, daß die Bereitschaft, Farbige aufzunehmen, in den Stadtteilen am allergeringsten ist. ra