CDU unterstützt Reps bei Nazi-Namen

Wilmersdorf. Der Streit um die drei Wilmersorfer Straßen, die heute noch ihre Namen aus der NS-Zeit haben, erregte am späten Donnerstag abend noch einmal die Gemüter der Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung. Die Republikaner brachten den Antrag ein, die Entscheidung der BVV vom März 1991 wieder rückgängig zu machen. Die Schellendorfstraße (preussischer General und Kriegsminister), Dünkelbergsteig (nationalsozialistischer Agrarwissenschaftler) und der Seebergsteig (Nazi-Theologe und Publizist) sollten diesem Antrag zufolge nicht ihre alten, jüdischen Persönlichkeiten gewidmeten Namen zurückbehalten (Julius Morgenroth/ Mediziner, Karl Rudolf Friedenthal/ Schriftsteller und Franz Duncker/ Wissenschaftler, bzw. Walter Benjamin/Philosoph). Der Antrag der Republikaner, der von der CDU- Fraktion unterstützt wurde, konnte von der SPD und AL abgeschmettert werden.

Gebilligt hingegen wurde der Ersatzantrag der AL, wonach die BVV aufgefordert wird, »unverzüglich« zu handeln und die Straßen wieder so zu nennen, wie sie vor der NS-Zeit hießen. Deutlich wurde in der BVV, daß die CDU auf Zeit spielt. Der Protest vieler Anwohner gegen die Rückbenennung ist für die derzeitige Opposition eine willkommene Gelegenheit, Wahlkampf zu machen. Sollte die Fraktion bei den Bezirkswahlen am 24. Mai gewinnen, werden sie, so bestätigten es mehre Fraktionsmitglieder, den SPD/AL-Beschluß wieder rückgängig machen. Um die Jüdische Gemeinde zu Berlin nicht zu verärgern, die am Donnerstag in einer Presseerklärung die BVV aufforderte, aufzupassen, daß die »Stimme der ewig Gestrigen nicht Oberhand gewinnt«, signalisierten sie gestern die Möglichkeit eines Kuhhandels. Die drei Straßen sollten zwar weiterhin die Nazi-Namen tragen dürfen, aber die jüdischen Persönlichkeiten sollten dennoch geehrt werden — etwa wenn die Überdeckelung des Halenseegrabens fertig sei und einen Namen brauche. Das Prinzip ist sattsam bekannt: Natürlich mögen wir einen Morgenroth, bloß nicht genau bei uns. aku