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: Leichen pflastern den Weg der Hausfrau

■ "Killer" von Gert Steinheimer läuft am So. um 20.15 Uhr im ZDF

Wer seinem Gewissen entflieht, entkommt auch der Polizei.“ Nach diesem Grundsatz führt die brave Frankfurter Hausfrau Rita Fahlbusch (Karin Schroeder) eine ebenso makabere wie lukrative Doppelexistenz. 15.000 Mark plus Spesen kassiert sie für jeden erledigten Auftragsmord. Damit sie keine Handschrift als Serienkillerin hinterläßt, überläßt sie die Vorgehensweise jedesmal neu der Intuition. Situative Tötungskunst. Mal britzelt die Hochspannung, mal kippt eine Leiter. „Beim dritten Mal ist es wie Geschirrspülen“, erklärt sie ihrer Freundin Susanne (Ulrike Kriener), die in fürchterlichen Geldnöten steckt. Susannes Mann Ralf (Dietmar Schönherr) ist ein verkrachter Maler, der versucht, sich in einem Regenfaß zu ersäufen. Ohne Erfolg. Von Lamentiererei kann man die Raten eines Bauernhauses nicht bezahlen. Und als Susanne sich prostituieren will, greift Rita empört ein. Frauen bleiben sauber. Susanne wird also auch eine Contract Killerin. Während ihre Opfer von Baugerüsten fallen, fällt ihr Mann weiter in Depressionen. Bis ihr eines Tages ein Kunstfehler unterläuft und sie den falschen erwischt. Die Auftraggeber kennen kein Pardon.

Regisseur Gert Steinheimer wurde 1989 für seinen Fernsehspiel- Mehrteiler „Atlantis darf nicht untergehen“ mit dem Adolf-Grimme- Preis ausgezeichnet. Mit „Liebe Tod und Eisenbahn“ (1990) entdeckte er sein Talent für intelligent gemachte schwarze Komödien. Seine Groteske um die Macht der Miniatur war sicher der erste Fernsehfilm, in dem eine Ehefrau zur Hauptsendezeit mit der Kreissäge auf ihren Mann losgeht, bevor sie ihn auf den elektrischen Stuhl setzt, um ihn dann in die Modelleisenbahn einzugipsen.

In „Killer“ scheint es, als wäre Steinheimer eine Spur zu übermütig geworden. Nicht was die Tötungsarten anbelangt. „Killer“ ist kein naturalistischer Hardcorefilm. Blut bleibt Begriff. Und wer sich wie der Rezensent vom 'Spiegel‘ über unrealistische Tötungsszenen beschwert, sollte lieber über die Kaninchenzuchtvereinssitzung berichten.

Der Film entfacht ein Feuerwerk von Kalauern. Die in ihrer Geballtheit allerdings wieder Laune machen: „Der nächste, der sich mit Benzin übergießt, kriegt von mir Feuer“, sagt Ritas Mann Herbert (Gerhard Piske), ein enervierter Verkehrspolizist, der des öfteren von neurotischen Selbstmördern gefoppt wird. Auch Dietmar Schönherr chargiert, daß sich die Balken biegen.

Steinheimer entkräftet ferner das Vorurteil, daß ein Fernsehspiel deswegen so öde sein muß, weil es nur von den Dialogen getragen wird. Dank einer Fülle witziger Regieeinfälle hängt „Killer“ selten durch. Manfred Riepe