Sie fliegen wieder

■ Phoenixe aus der Asche: Die neuen „Rainbirds“ in der Schauburg

Höhenflieger neigen zu besonders tiefen Stürzen: Als die Berliner Rainbirds vor eineinhalb Jahren die Klamotten hinschmissen, nahm die Szene übel. Als nachher die gefeierte Sängerin Katharina Franck, zusammen mit Keyboarderin Ulrike Haage, eine neue Platte nach eigenem Konzept vorstellte, maulten die Kritiker, und das Publikum nahm's kaum zur Kenntnis.

Nun meldeten die beiden sich, mit ungewöhnlicher Besetzung, live zurück: Der Auftritt freitags in der Schauburg war erst ihr zweiter. Neben Raoul Walton (Baß) und Klaus Mages (Schlagzeug) hat sich das Duo verstärkt um die Gitarristin Susanne Hassenstein und die Cellistin Julia Palmer. Das neue Ensemble setzt vor allem auf elegische, komplex arrangierte Kompostionen. Die Keyboards dominieren das Klangbild mit meist übersichtlich strukturiertem Spiel; nur manchmal wird der Einsatz von Effekten recht massiv.

Julia Palmers Cello liefert sanfte Melodiebögen und unterstützt auch mal die insgesamt etwas blaß wirkende Gitarristin mit rhythmischen Figuren, und Klaus Hages ordnet sich in die allgemeine Zurückhaltung, indem er sein Set über weite Strecken mit bloßen Händen bearbeitet.

Ein sanftes Umfeld für die Sängerin Franck mit ihrer klar durchdringenden Stimme; und wohl der rechte Rahmen für ihre etwas naiven Botschaften. „Sea of Time“, neu arrangiert, der Reggae „Invisible“ und hinterher ein Medley dreier Stücke aus „Mutter Courage“ und „Leonce und Lena“: kein Programm aus einem Guß, aber ein Versuch, mit ambitionierten Ideen wegzukommen vom Pop-Einheitsbrei. Zweifelhaft aber z.B. die Übernahme von „Blueprint“: dieses kleine Popjuwel nur vom Baß begleiten zu lassen, wohl weil Susanne Hassenstein dem Gitarrenpart nicht gerecht werden konnte, kommt einer Demontage gleich.

Am Ende aber herrschte auf der Bühne pure Spielfreude und im ausverkauften Saal helle Begeisterung. Die Vögel fliegen wieder. Rainer Köster