IG-Medien-Chef soll stürzen

■ Bremer Ortsverein plant Gegenkandidatur / Wilhelmi kam gar nicht erst

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Da: Holger Menze, Bremens Kandidat für den IG-Medien LandesbezirkFoto: Tristan Vankann

Er war gestern in aller Munde, ließ sich aber nicht blicken: Dieter Wilhelmi, in Personalunion Bezirksvorsitzender und Bezirkssekretär der Industriegewerkschaft Medien. Der IG-Medien- Ortsverein Bremen, im Dauerclinch mit dem Sekretär, hatte gestern zur Mitgliederversammlung geladen. Neuwahlen des Vorstandes und der Delegierten zu den Gewerkschaftstagen auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene standen auf der Tagesordnung. Beherrschendes Thema war aber wieder einmal der Wunsch der Ortsvereinsmehrheit, den mißliebigen Funktionär „abzusägen“.

Seit seinem Amtsantritt im Jahr 1977, damals noch als Bezirkssekretär der IG-Druck und Papier, sei Wilhelmi nicht bereit gewesen, konstruktiv mit dem Bremer Ortverein zusammenzuarbeiten, erinnerte der Ortsvorstand in seinem Rechenschaftsbericht. Wilhelmi und seinem Intimus, dem Landesbezirksvorsitzenden der IG-Medien, Günter Rodewig, war von der Mehrheit der Mitgliederversammlung schon im letzten Jahr vorgeworfen worden, die Organisation „in stalinistischer Weise“ zu führen, den Informationsfluß gezielt zu hintertreiben und innergewerkschaftliche Diskussionen zu blockieren.

Der Konflikt zwischen dem SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Wilhelmi und den Bremer MediengewerkschafterInnen war im September 1990 so hochgekocht, daß sich der Bundesvorstand der Gewerkschaft einschaltete, um den drohenden Bruch zu verhindern. 200 der insgesamt etwa 2.500 Bremer Mitglieder hatten damals aus Protest ihre Beiträge auf ein Sperrkonto überwiesen. Die Vorwürfe gegen Wilhelmi: Er übe seine Funktion als Bezirkssekretär nicht im Sinne der Organisation aus. Vor allem während der Tarifkämpfe 1989 und 1990 sei er nicht vor Ort gewesen. Deshalb solle er von allen Ämtern innerhalb der IG-Medien zurücktreten.

Doch der Hauptvorstand stellte fest, arbeitsrechtlich sei dem Funktionär nichts vorzuwerfen, was eine Entlassung rechtfertige. Einziger Trost für die frustrierten Bremer KollegInnen: In einem „Einigungspapier“, ausgehandelt zwischen Vetretern des Bremer OV und der verschiedenen Gewerkschaftsebenen, wird die Trennung von Bezirkssekretär und Bezirksvorsitzendem empfohlen. Am 29. Februar steht nun die Neuwahl des Bezirksvorsitzenden an.

Während sich auf Landesbezirksebene Entspannung abzeichnet — Günter Rodewig tritt aus Altergründen ab, designierter Nachfolger ist Holger Menze, der mit dem Bremer OV gut kann — bleibt es auf Bezirksebene spannend. Die Vermutung mehrerer Mitglieder auf der gestrigen Versammlung, Wilhelmi schere sich einen Dreck um das Einigungspapier, bestätigte dieser gegenüber der taz. Auf die Frage, ob er denn am 29. Februar erneut als Bezirksvorsitzender kandidiere, antwortete Wilhelmi: „Das weiß ich noch nicht.“ Angesprochen auf die Empfehlung des Einigungspapieres zur Trennung von Bezirksvorsitz und Bezirkssekretär erklärte er: „Ich habe kein Einigungspapier unterschrieben.“

Auch der neugewählte Vorstand, der weitgehend der alte ist (1. Vorsitzender: Kurt Müller, Stellvertreter: Horst Nicoley, Kassierer: Gerd Grüning, Schriftführerin: Marion Krause) zweifelt an Wilhelmis Verzichtsbereitschaft. Hinter den Kulissen wird nach einem Gegenkandidaten gesucht, der möglichst nicht aus dem Bremer Ortverein, sondern lieber aus dem Umland kommen soll, um das Klima zu entspannen. Mit Namen war man jedoch zurückhaltend: „Es wäre taktisch unklug, jetzt schon jemanden aus dem Hut zu ziehen“, erklärte ein Vorstandsmitglied. asp