Superpreisleistung für den Osten

■ Schlüsselloch (4), Samstag, 25.Januar, 19Uhr, ORB

Das ganze Leben ist ein Quiz! Das bekommen wir ja nun wöchentlich vier- bis fünfmal um die Ohren gehauen — in dieser oder jener Form. Nun auch noch zum sechsten Mal im ORB, denn der muß ja erst mal seine Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen und den gleichen Mist noch mal aufkochen: Was/wer/wo/ wie/warum bin ich?Schlüsselloch ist ein „Ratespiel um Prominente“, 1990 vom Bayerischen Rundfunk produziert, und weil im ORB sowieso noch nichts los ist, werden die West-Altlasten jetzt im Osten entsorgt. Was in der Politik nur recht, ist im Fernsehen auch noch billig.

Oder würden sie gerne noch einmal Maria Hellwig sehen, wenn sie geschürzt und jodelnd unter tosendem Applaus die Studiobühne betritt, um ganz herzallerliebst (diese Lache!) über ihren werten Gatten („mei Adi“) und ihren überaus putzigen und hochmusikalischen Papagei („Mei Jocki, der is subber!“) zu schwadronieren? Gott sei Dank darf sie nicht singen. Vorher rammelte Horst Janson (besser als schlagbehoster, betanteter Bastian zu verwenden) durch die Baude der Hellwig, guckte spitzbübisch-rätselhaft in die Kamera und sagte immerzu kopfwiegend: „Na, klingelt da schon was?“ Im nachhinein spaßig war nur, daß er sich bei dieser Gelegenheit ihre Dreischritt-Sauerstofftherapie-Maske in die Nase stecken durfte.

Nach der MAZ empfängt uns dann die unsägliche Petra Schürmann (früher konnte man ihr wenigstens dann entgehen, wenn man gesund blieb) wieder im Studio, und Aids-Warner Wolfgang Völz, der profilneurotische Kanapee-Sportler Jörg Wontorra und die in keiner Raterunde fehlen dürfende Vera Russwurm (was macht die eigentlich sonst so?) sollen raten, raten, raten. Nicht mal Punkte gibt's dafür. Das angereiste Kaffeefahrt-Publikum tobt Glücksrad-mäßig, wir sind alle mal wieder eine ganz ganz große Familie, und die schlauen drei haben's auch gleich raus. Weil das so einfach war, müssen sie dann Horst Janson selbst erraten. Welche Idee, was haben wir gelacht!

Obwohl es so traurig ist, daß den Öffentlich-rechtlichen nichts Besseres einfällt, als die Privaten noch unter der Gürtellinie auszustechen, ist es nicht mal lustig und dient einzig dazu, einigen abgehalfterten Promis ein sattes Vorruhestandsgeld zu sichern. Das entlastet die Künstlersozialkasse, verhindert, daß wir die ewiggleichen Gesichter auch noch bettelnd in unseren Fußgängerzonen ertragen müssen, und ist ohne Zweifel unseres Sozialstaates würdig. Aber wer kümmert sich um die gesundheitliche Verträglichkeit der deutschen Fernsehunterhaltung? Anja Maier/to