Die Stasi führte Engelmann die Feder

■ Seit den 70er Jahren von der DDR-Staatssicherheit mit Informationen ausgestattet

Berlin (taz) — Die einen, soviel steht fest, arbeiteten mit der Stasi, die anderen, das wissen wir jetzt auch über Bernt Engelmann, mit Hilfe der Stasi. Kürzlich erst überraschte der 71jährige Schriftsteller mit dem Bekenntnis, daß er am Tegernsee in herzlicher Nachbarschaft mit dem früheren Stasi-Offizier Schalck-Golodkowski lebe, den er eigentlich sehr sympathisch finde und gelegentlich, wenn dieser Zeit habe, zum Kaffeeklatsch im Wohnzimmer empfange. Nun erfahren wir von Panorama (NDR), daß die Verbundenheit des ehemaligen Vizepräsidenten des bundesdeutschen PEN und zeitweiligen Vorstandsmitglieds des Schriftstellerverbandes (VS) mit dem Unterdrückungsapparat auf produktiver Zusammenarbeit basierte.

Sein 1973 veröffentlichtes Schwarzes Kassenbuch— Die heimlichen Wahlhelfer der CDU/CSU beruht, so das TV-Magazin am Montag abend, nach Aussagen von Stasi-Überläufern auf Unterlagen der Hauptverwaltung Aufklärung von Markus Wolf. Agenten hätten sie beim Verlag Deutsches Wort (Köln) und im „Freundeskreis der CSU“ beschafft. Gesteuert wurde diese Aktion von der Abteilung X (Desinformation) der Hauptverwaltung Aufklärung.

Engelmann ist geständig. Seit den 70er Jahren habe er sich für seine journalistische Arbeit regelmäßig an das „Dokumentationszentrum des Innenministeriums“ und das „Zentralarchiv Potsdam“ in der Ex-DDR gewandt. Ihm sei klar gewesen, daß die „Stasi dabei mitreden würde“; „Skrupel“ hätten ihn nicht geplagt. Entscheidend sei für ihn gewesen, daß die „Dokumente ... echt waren“. 1984 war Engelmann in der DDR mit dem Heinrich-Heine-Preis ausgezeichnet worden. bg