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: Der Müll, die Sendung und das Design

■ "pep", Sonntag, 19.10Uhr, in Dry Sat

Begonnen hatte es ja wirklich mit Pepp, das Programm, das seinen Namen zum Programm erhebt. Mit hysterisch bebender Stimme denunziert eine Frau ihren Nachbarn: Der hat „ungetrennt gemüllt“, die Sau. Der Psychiater führt das Fehlverhalten umstandslos auf frühkindliche Traumata zurück. Restringiert stottert der Betroffene ein Reuebekenntnis. Sind Menschen, die ihren Hausmüll ungetrennt in die Drecktonne werfen, resozialisierungsfähig?

Statt dieser interessanten Frage weiter mit den Mitteln der Satire nachzugehen, entpuppt sich der köstliche kleine Sketch als Appetizer, der eine darauffolgende Diskussion über Mülltrennung erträglich machen sollte. Nach dem Spaß folgt unweigerlich der Ernst. Man spürt die Absicht und ist verstimmt. Zumal der geladene Staatssekretär aus dem Umweltministerium NRW durchweg argumentierte, als hätte er einen Stock verschluckt.

Die Sendung blieb in dieser Weise heterogen. Die Sketche waren alle originell, das ist immerhin schon mal was. Doch für die Gespräche mit den Studiogästen galt, was mein Vater früher schon über das Aktuelle Sportstudio sagte: „Irgendwann kommen sie dann ins Quasseln.“ Wenn man wirklich will, daß ein Dieter Dehm andere Dinge erzählt, als daß er „sich nicht zu schade ist“, in seinem SPD- Ortsgruppenverein Briefumschläge zu frankieren, muß man härtere Geschütze auffahren. Und daß der Marxismus eine Theorie des 19.Jahrhunderts ist, klang schon sehr altklug. Dafür waren die Beine der Moderatorin Nina Ruge recht schön. [iihhh!!!!] pep ist eindeutig noch im Versuchsstadium. Soll das Ganze nicht wie gekonnt aber nicht gewollt wirken, dann müssen die Zähne gewetzt werden. Da muß mehr Aggression rein. So einen Dummschwätzer wie diesen „Börsenwilly“ aus Wien darf man nicht so ungeschoren davonkommen lassen. Makler sind üble Gesellen. Mindestens ein mentaler Arschtritt ist da fällig. Sonst kann ich mir gleich Gottschalk angucken. Die Leute müssen zittern vor Angst, wenn es heißt: Wir laden Sie in pep ein. Und statt einer Seicht- Combo aus England wäre eine Garagenband aus Berlin interessanter gekommen.

Dafür, daß „Dry Sat“ das Abstellgleis für Einschaltquoten-Killer ist, wurde ein bißchen wenig gewagt. Aber vielleicht ist ja nur eine stinknormale Kultursendung projektiert, gewürzt mit Zeitgeist-Flair und pseudokritischem Gequatsche über Designer-Zahnbürsten. Einen Designer über schlechtes Design dozieren zu lassen, ist so ähnlich, als erhoffe man sich von Theo Waigl eine kritische Äußerung zur Erhöhung der Mehrwertsteuer. Nach den Maklern bilden die Designer die verwerflichste Berufsgruppe! So muß man das bringen. Manfred Riepe