Rezession treibt Macy's in Konkurs

■ Größter US-Warenhauskonzern muß nach roten Zahlen von 5,3 Milliarden Dollar Gläubigerschutz beantragen/ Leere Kassen nach schlechtem Weihnachtsgeschäft/ Mit Firmanaufkäufen übernommen

New York (ap/taz) — Daß die Verbraucher eine gewaltige Macht ausüben können, haben schon mehrere Kaufhauskonzerne zu spüren bekommen. Nun hat es die traditionsreiche und hochangesehene US-Warenhauskette Macy's erwischt. Mit Schulden von von 5,32 Milliarden Dollar (rund 8,5 Milliarden Mark) belastet, mußte das 134 Jahre alte Unternehmen gestern beim New Yorker Konkursgericht Gläubigerschutz beantragen. Nach einem total vermasselten Weihnachtsgeschäft war es nicht in der Lage, auch nur die Lieferanten zu bezahlen. Dem aufgetürmten Schuldenberg stehen lediglich Vermögenswerte in Höhe von 4,94 Milliarden Dollar gegenüber.

Die spektakuläre Pleite des Macy's-Konzerns, der in den USA 144 Kaufhäuser und 107 Fachgeschäfte mit rund 69.000 Beschäftigten betreibt, wird als weiteres Indiz für die anhaltende Rezession in den USA gesehen. Seit die US-Wirtschaftspolitik immer mehr Armut und eine Kaste von Habenichtsen als Vermächtnis hinterläßt, laufen die Geschäfte der Warenhäuser und Handelsketten schlecht. Luxus und Genuß gibt es nur für jene, die am Monatsende ein dickes Salär einstreichen können. Wer auf Gelegenheitsjobs, Arbeitslosenunterstützung oder die Wohlfahrt angewiesen ist, wird aus Konsumtempeln wie dem Macy's am New Yorker Herald Square verbannt. Auch im größten Kaufhaus der Welt, Schauplatz des beliebten US-Weihnachtsspielfilms Das Wunder der 34. Straße, blieb der Kaufrausch führerer Jahre aus. Die von Macy's alljährlich finanzierte Erntedankparade auf dem Herald Square dürfte der Konkursrichter in diesem Jahr wohl aus Kostengründen abblasen.

Vor Macy's hatte der Kaufkraftschwund breiter Bevölkerungsschichten bereits andere führende Kaufhauskonzerne wie Federated und Allied vor den Konkursrichter geschickt. Mehrere Konkurrenten der Renomierkette sind ebenfalls mit hohen Schulden belastet. Ein Großteil der roten Zahlen stammt zudem von der kreditfinanzierten Übernahme des Unternehmens durch das eigene Management, die Macy's 1986 mit 3,48 Milliarden Dollar belastete, und dem 1,1 Milliarden Dollar teuren Erwerb der Warenhausketten Bullock's und I.Magnin im Jahr 1988. Auch andere Warenhausketten, die in den 80er Jahren in einer Übernahmewelle den Besitzerwechsel rückwirkend per Kredit finanziert hatten, sind dadurch schwer ins Trudeln geraten.

Macy's-Vorstandschef Edward Finkelstein erklärte gestern, der Geschäftsleitung sei schon seit einiger „Zeit bekannt gewesen, daß das Unternehmen mehr Schulden hat, als in so einer schwachen Konjunktur wünschenswert ist“. Sie sei daher zu dem Schluß gekommen, daß der Antrag auf Gläubigerschutz das beste Mittel sei, die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Der Artikel11 des US- Konkursgesetzes gibt überschuldeten Unternehmen das Recht, für eine bestimmte Zeit Schutz vor den Gläubigern zu beantragen und die Geschäfte in dieser Frist normal weiterzuführen, um seine Finanzen in Ordnung zu bringen. Am Freitag waren Verhandlungen über einen Sanierungsplan mit einem Volumen von einer Millarde Dollar gescheitert. Branchenkenner rechnen damit, daß die Neuordnung des Konzerns etwa zwei Jahre dauern und zu Verkauf oder Schließung der weniger profitablen Filialen führen wird. es