Sternstunden der Heimatforschung

■ Wie P.-M. Pawlik zwei Fäden aus Rönnebeck und Weener zusammenknüpfte

Da lacht der Heimatforscher. Es liefert die Rönnebecker Werft Dierks & Co 1855 einen Schraubendampfer an die ostfriesischen Auftraggeber in Weener, und in Bremen nimmt niemand Notiz. Dabei ist dreierlei an dieser vordergründig schlichten Geschichte bemerkenswert: Erstens gehörten Schraubendampfer zur innovativen Verkehrstechnik, zweitens ist die Bremer Werft, die ihn gebaut hat, gerade mal zwei Jahre alt, und drittens wird das Schiff auf dem Landweg nach Ostfriesland zur Ems transportiert. Warum der Umstand?

Es muß einen Grund geben, warum der Auftrag gerade in der Bremer Werft gelandet ist, und das ist die Stunde des Heimatforschers. In diesem Fall überprüfte Peter-Michael Pawlik zunächst die Besitzverhältnisse der beiden Firmen und fand heraus: Die Bremer Werft gehörte den drei Herren Dierks, Elberfeld und Oltarius Hesse, hinter der Auftraggeberin, der „Dampfschiffahrtsgesellschaft in Weener“, verbargen sich Wilhelm Hesse und Sohn.

Wen Gott zum Heimatforscher macht, dem schickt er eine heiße Spur: Pawlik schnappte sich das Telefonbuch von Weener und spürte dort viermal den Namen Hesse auf. Gleich beim ersten hatte er Glück. Die Frage nach einem Ur-Ahn mit dem Vornamen Oltarius wurde nach einem ersten „Hebb wi nich“, mit einer Gegenfrage gekontert: Ob man vielleicht auch mit einem Octarius dienen könne und ob der Oltarius vielleicht ein Hör- oder Schreibfehler sein könnte? Denn einen Octarius habe es gegeben, im letzten Jahrhundert, und: Der war's!

Ferner fand Pawlik aus alten Firmenbüchern der Hesses heraus: Die aus Weener waren neben ihrer Dampfschifferei im Sägerei-Geschäft und hatten da gerade ein Jahr vor der Auftragsvergabe an Dierks & Co eine neue Dampfmaschine bekommen: Aus Rönnebeck, von der Gießerei Frerich und Co, die ein Jahr später für die „Weener“ den Dampfkessel liefern wird!

Dokumentiert ist diese Frühform der Vetternwirtschaft in einer Familienchronik, die ein Nebensprößling der Familie, im Nebenberuf Theologe, in filigraner Fleißarbeit zusammengestellt und P.-M. Pawlik mittlerweile übersandt hat. Ein persönliches Treffen mit dem Weener Stamm der Hesses und dem Heimatforscher Pawlik steht bevor, weitere Geheimnisse unmittelbar vor ihrer Auflösung! mad