Schwedische Facetten

■ Das Kroumata-Ensemble aus Stockholm in der Akademie der Künste

Von schwedischer Musik ist in Deutschland im allgemeinen herzlich wenig zu hören. Im diesjährigen Festival Inventionen wurde erfreulicherweise einiges an schwedischer, vorwiegend elektronischer Neuer Musik vorgestellt. Nicht zuletzt mag dies an der guten Zusammenarbeit des elektronischen Studios der Technischen Universität Berlin mit diversen Stockholmer Instituten liegen.

Dienstag abend stellte sich in der Akademie der Künste das Kroumata- Ensemble vor. Es ist nach den Percussion de Strasbourg bereits die zweite reine Percussionsgruppe im Programm des Festivals. Und so knüpften sie auch an das Programm der französischen Kollegen inhaltlich an — hatten diese ihr Konzert mit First Construction von John Cage eröffnet, wählten die Schweden das dritte Stück dieser Folge: Third Construction.

Bereits 1941 entstanden, handelt es sich um den frühen Cage, der mit den späteren skandalträchtigen »Zufalls«-Kompositionen noch nichts gemein hat. Es handelt sich vielmehr um ein kleines rhythmisches Feuerwerk mit lateinamerikanischen Anleihen. Den Musikern des Kroumata-Ensembles gelingt es denn auch, Lustiges und Witziges zu betonen.

Ganz anders das zweite Stück eines jungen schwedischen Komponisten namens Ake Parmerud. Ein Tonband spielt, während sich die Musiker eine Weile darauf beschränken, in ewigen Abständen zäsierend Unisono-Schläge einzufügen. Mit der Zeit aber vermischt sich immer mehr geräuschhaftes Perkussions- Gewerkel unauflösbar mit den Tonbandklängen, bevor das Band allein ein leis-bescheidenes Schlußwort spricht, das vornehmlich aus rhythmisch vertrackt zusammengeschnittenem Rauschen besteht.

Nach der Pause ersetzten Kompositionen von Henry Cowell und Georg Katzer ein ursprünglich programmiertes Stück von Lars Ekström. Cowells Pulse aus dem Jahre 1939 läuft, dem Titel entsprechend über einem 7/8-Puls, und ist ansonsten kurz und nett und immer noch frisch.

Schlagmusik 2 von Georg Katzer hingegen hält sich nicht allzu sehr an die Titelvorgabe. Vielmehr dürfen die Interpreten auch summen, pfeifen, singen, bisweilen mit den Fingern schnalzen oder in die Hände klatschen. Irgendwo wird irgendwas mit erhobenem Akademiker-Zeigefinger fungiert. Eine allerdings etwas gehemmt-lustige Passage fügt sich ein: vier Musiker traktieren eine Marimba abwechselnd mit Cellobögen und Schlegeln, während ihnen ein fünfter per Trillerpfeife dazu die Einsätze bläst. Gemessen an Katzers sonstigen Kompositionen ein insgesamt eher schwaches Stück.

Zum Abschluß erweiterte sich das sechsköpfige Schlagzeugensemble dann noch um zwei Komponisten, die sich am elektronischen Tastengerät beteiligten. Mit vermutlich vorher abgesprochenen musikalischen Teilstückchen wurde ein improvisatorischer Flickerlteppich gesponnen, spektakulär mit Feuerwerkskörpern aufgeputzt. Dazu trug sicherlich die Rockmusik-Vergangenheit der Komponisten bei. Und auch das Ensemble zeigte sich offenbar gern bereit, das häufig allzu ernst- nüchtern ausfallende Interpretenklischee Neuer-Musik-Darbietungen um eine unterhaltsam-lustige Facette zu bereichern; was denn auch vom Publikum freundlich mit Beifall bedacht wurde. fred freytag