Heartbreakers wissen, was sie wollen

■ Weddinger Mädchen stellen ihre erste Single vor

Wedding. Die Heartbreakers sind stolz: Gerade ist ihre erste Single erschienen, deutscher Mainstream- Pop. Neun Mädchen zwischen dreizehn und siebzehn Jahren haben ihre Alltagsprobleme im Wedding in flotte Texte gefaßt, die Musik bewegt sich zwischen sanftem Kuschelrock und eher zaghaftem Rap.

Wenn Gyöngyi Tribli routiniert in die Saiten ihres Basses greift, glauben die wenigsten, daß sie erst vierzehn ist. Auch Diana Ruch und Goska Bichte wirken nicht wie normale Dreizehnjährige, wenn sie abwechselnd die Trommelfelle ihres Schlagzeugs bearbeiten.

Ich weiß, was ich will, ist der Titel der Single, und das scheint für die Teenies wirklich zu gelten. Sie nehmen die Gruppe und ihre Musik ernst: »Wer dreimal fehlt, fliegt raus«, erklärt Sängerin Nicole Scheffler die strenge Regel.

Gemeinsam wollen sie sich ihren Platz in der Gesellschaft erkämpfen, auch wenn strenge Lehrer, Eltern und vor allem die Jungen dem häufig im Weg stehen. Urheberin dieser Idee ist Pädagogin Elke Josties vom Teeny Musiktreff (tMt) der evangelischen Friedensgemeinde in der Wolliner Straße im Wedding. Die neun Mädchen gehörten weder einem subkulturellen Milieu an, noch wurden sie von ihren Eltern in die Musikschule geschickt. »Solche Mädchen fallen meist durch das Rost der institutionellen Jugendarbeit«, stellt Frau Josties fest. Sie setzt sich seit mehreren Jahren für die Mädchen ein und beantragte das Geld aus dem Experimentierfonds des Berliner Jugendsenats, um die Schallplatte produzieren zu lassen.

Mit einem eigens produzierten Videoclip wurde die Platte Ende letzten Jahres vorgestellt. Eltern und Freunde, vor allem staunende Klassenkameraden konnten neben dem trotzigen Ich weiß, was ich will (meine Ruhe!) auch das fröhliche Zirkuslied kennenlernen, das die Heartbreakers für den Schöneberger Juxirkus geschrieben und einstudiert haben.

Die Band gründete sich im Frühjahr 1990, vor der Plattenaufnahme stand bereits ein Musical über Jugendliche im Wedding auf dem Programm. Und auch die noch Jüngeren können sich im tMt ihren musikalischen Freiraum erspielen: Die »Mauerblümchen« nennt sich eine Gruppe von Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren. So begannen auch die jetzigen Herzensbrecherinnen, die jetzt hoffen, daß sich ihre Single gut verkauft. Denn der Erlös geht an den Verein »Wildwasser«, der sich gegen den sexuellen Mißbrauch von Kindern einsetzt. Christian Arns