Nur 6.929 neue Wohnungen bewilligt

■ Bausenator Nagel (SPD) zog Bilanz für 1991/ Wohnungsbauprogramm kostet 4,14 Milliarden/ Flächen für 50.000 Wohnungen vorhanden/ FDP: Bonner brauchen keine Berliner Wohnungen

Berlin. Das ehrgeizige Wohnungsbauprogramm von Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) wird nur mit Mühe realisiert werden können. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen betrug 1991 rund 10.000, davon 3.942 im Ostteil der Stadt, sagte Nagel in seiner gestrigen Jahresbilanz. Weitere 2.148 Ostberliner Wohnungen aus dem alten DDR-Programm werden 1992 fertig. Genehmigt wurde 1991 der Bau von 11.000 Wohnungen, davon aber nur 287 in Ost-Berlin. Es gebe im Osten Probleme mit ungeklärten Eigentumsansprüchen, so Nagel. Bewilligungen — also Finanzierungszusagen — wurden 1991 gar nur für 6.929 Wohnungen erteilt. Geplant war, 12.000 Wohnungen zu bewilligen. Allerdings lägen Anträge für weitere 3.428 Wohnungen vor, die bis Ende Februar bewilligt werden sollen, sagte Nagel. »Das Ergebnis wäre besser, wenn wir Wohnungen zu jedem Preis bewilligen würden, aber das tun wir nicht«, meinte er. Nagel sprach sich ausdrücklich dafür aus, keine preistreibenden Generalübernehmer im Sozialen Wohnungsbau mehr zuzulassen sowie den sogenannten 3. Förderweg — Förderung ohne Preisbindung — nicht zu verlängern.

Die steigenden Baukosten und Zinsen machen dem Senator Sorgen. Man habe die Kostenmiete im Sozialen Wohnungsbau beim Vorjahrespreis (etwa 34 Mark pro Quadratmeter, d. Red.) halten können, sagte Nagel. Aus Kreisen der städtischen Wohnungsunternehmen war zu erfahren, daß einzelne Bauvorhaben bis zu 40 Mark den Quadratmeter kosteten. Deshalb will Nagel ausländische Bauunternehmen, vor allem aus Skandinavien und Dänemark, nach Berlin holen, um die hohen Bau- und Baustoffpreise zu senken. Das gesamte Wohnungsbauprogramm 1991 kostet 4,14 Milliarden Mark, eine Summe, die zum Teil in kommenden Jahren fällig wird. 1991 gab das Land Berlin für den Wohnungsbau 1,64 Milliarden Mark aus.

1991 wurden, so Nagel, bei 156.000 Wohnungen Modernisierungemaßnahmen finanziert. Davon sind nur etwa 8.000 Wohnungen — 2.100 im Westen und 5.900 im Osten — komplett saniert worden. Bei dem Rest wurden einzelne Maßnahmen — von der Regenrinne über die einbruchssichere Tür bis zur Zentralheizung — bezahlt. Schwerpunkt der Stadterneuerung war vor allem Prenzlauer Berg, erst an vierter Stelle kam Kreuzberg.

Weiter ließ Nagel Wohnungsbaupotentiale prüfen (die taz berichtete ausführlich). Ohne die Erschließung neuer größerer Wohngebiete könne man bis 1995 nur etwa 50.000 Wohnungen bauen, sagte er. Die FDP- Fraktion forderte den Senat gestern auf, sich dafür einzusetzen, daß die frei werdenden Wohnungen der Alliierten den BerlinerInnen zur Verfügung stünden. Die Bonner wollten ihr Wohnungen schließlich mitbringen. esch