Der letzte Husten

■ betr.: "Mielkes Mann bei der taz", taz vom 27.1.92

betr.: „Mielkes Mann bei der taz“, taz vom 27.1.92

Da bleibt doch einer an seiner selbstgelegten Anscheisser-Schleimspur kleben und versucht dies heute noch dem Publikum als „seine Überzeugung“ zu verkaufen.

Für ein paar schöne Tage am Seengrundstück und ein paar Mark hat Meyer seine Freunde und Kumpel verraten.

Seine angebliche Flucht nach vorn begann auch erst, als jeder in der Kochstraße darüber informiert war, daß es bei der Gauck-Behörde mehrere pralle Aktenordner — nur gefüllt mit dem Objekt taz gab, deren Offenlegung bevorstand.

Dumm darf man mal sein, aber elf Jahre Knast hätten auch einem Till Meyer klarmachen müssen, daß nur der Verrat, nie der Verräter geliebt wird. Diesen schönen Satz gab mir mein ehemaliger Stasi-Vernehmer mit auf den Weg. Er meinte allerdings, daß das bloße Verlassenwollen der DDR Verrat sei.

Schon in der Bibel wird der begangene Verrat als schlimmstes aller Verbrechen genannt. Und in jeder kommunistischen Schmalznovelle (die es in der DDR an jeder Schule bis zum Erbrechen zu lesen gab) wird der Verrat eines „Kommunisten“ an seinen Kumpels nur durch Tötung gesühnt. Selbst nach deinem eigenen Ehren- oder sonst was für'n Kodes wärst du der letzte Husten. Ein echter Kommunist! Christian Uhle, Berlin

Ich kann gar nicht verstehen, warum die Redaktion sich so aufregt. Da ist von schmerzlichem Verrat, Enttäuschung und Wut die Rede. Warum? War es denn wirklich so tragisch, wenn die DDR was von Eurem Zeitungsverein erfuhr? Wenn überhaupt!

Ansonsten finde ich, hat der Till Meyer vollkommen richtig gehandelt. Er hat dazu beigetragen, die „Aussteiger“ zu schützen, er hat dazu beigetragen, die Flucht der Geländebesetzer zu ermöglichen und er hat es aus politischer Überzeugung gemacht, es war sein politischer Kampf. Und dafür gebührt ihm Anerkennung. [...] Michael Bauer, Ludwigshafen