Jäger: Grundstückspreise erhöhen

■ Wirtschaftssenator verkündet neue Struktur für die WfG / Haller soll Geschäfte führen

Es ist wie bei Radio Eriwan. Wenn man Bremens neuen Wirtschaftssenator Claus Jäger und den altgedienten Staatsrat im Ressort Frank Haller zu der Politik der Vergangenheit befragt, dann lautet die Antwort: Im Prinzip war es erfolgreich, aber...

Zum Beispiel die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft: Deren Arbeit, so Jäger, sei im Prinzip erfolgreich gewesen. Zum Beispiel auch die Arbeit von Noch- WfG-Geschäftsführer Hartmut Schmädeke: Da ist Staatsrat Frank Haller „völlig kritikfrei“. Und doch wird jetzt die gesamte WfG organisatorisch umgekrempelt und Schmädeke „entsprechend seinen Fähigkeiten und Neigungen“ (Jäger) an anderer Stelle eingesetzt.

Die Neigungen Schmädekes hat Jäger in „Fernost“ ausgemacht. Dort hatte der WfG-Geschäftsfüher zahlreiche Bremen Büros eröffnet. Über der Arbeit im Ausland kam dann die Bestandspflege der in Bremen tätigen Betriebe zu kurz. Deshalb, so hat es jetzt der Bremer Senat beschlossen, wird eine neue Außenwirtschaft-Förderungsgesellschaft eröffnet. Sie wird ihren Sitz in Schmädekes, mit zahlreichen Problemen belasteten Vorzeigeobjekt World Trade Center am Hillmannplatz nehmen. „Soviel Platz werden wir da noch haben“, meinte Jäger süffisant. Neuer Geschäftsführer der neuen Gesellschaft, die Häfensenator Beckmeyer unterstellt sein wird, soll Schmädeke werden. „Die Trennung von der WfG geht nur einvernehmlich“, schränkte Jäger ein. Und da sei noch „die ein oder andere Frage offen.“

Die Umstrukturierung der WfG hat sich Staatsrat Haller zur Herzens-und Chefsache gemacht. Ein neuer hauptamtlicher Geschäftsführer ist zunächst nicht vorgesehen. Haller will dafür sorgen, daß seine Mitarbeiter „wie Satelliten vor Ort 'rumhorchen“ und Probleme der ansässigen Betriebe rechtzeitig erkennen und beseitigen lernen. In der WfG sollen deshalb einzelne Unterabteilungen mit klarer Zuständigkeit für einzelne Stadtbezirke gebildet werden. Jäger: „Wir brauchen unmittelbare Ansprechpartner für die Regionen, auch um eine größere Akzeptanz bei den Beiräten zu erreichen.“ Mit der Umstrukturierung will Jäger den Trend der letzten Jahre brechen, in denen immer mehr Betriebe abgewandert als neuangesiedelt worden waren.

Dabei setzt Jäger auch auf eine „gemeinsamen Verfahrensweise“ zwischen Bremen und dem Umland. Mit dem Senatorenkollegen Ralf Fücks will er das Gesamtniveau der Grundstückspreise für Gewerbe anheben. Ziel: Ein Quadratmeter-Preis von 75 Mark. Das wäre in etwa eine Verdopplung. Jäger: „Das geht aber nicht, wenn Oyten nur 45 Mark nimmt.“

Bremer Betriebe, die ihren Bestand pfegen lassen wollen, müssen sich künftig auf etwas weniger Förderung einstellen. Zukünftig werden Investitionen nur noch mit 12 % (bisher 15%) subventioniert. Und um Mitnahmeeffekte für die ganz großen Unternehmen zu verhindern, wurde eine kleine Bremse eingebaut: Gefördert werden nur noch Betriebe bis zu 500 Arbeitsplätzen. hbk