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Müller-Milch zahlt 375.000 Mark

Müller-Milch verhindert kurz vor Prozeß durch einen Teilrückzieher ein Gerichtsverfahren/ 375.000 Mark Bußgeld für illegal abgezapftes Grundwasser/ Kungelt der Landrat mit Firmenbesitzer Müller?  ■ Von Klaus Wittmann

Am heutigen Freitag sollte vor dem Amtsgericht Augsburg der Widerspruch der Molkerei Alois Müller aus Aretsried gegen einen Bußgeldbescheid des Landratsamtes Augsburg verhandelt werden. Nach einem Einschreiten des bayerischen Innenministers Edmund Stoiber hatte das Landratsamt einen Bußgeldbescheid in Höhe von 375.000 Mark gegen die Molkerei erlassen, weil diese mehrere hunderttausend Kubikmeter mehr Grundwasser gepumpt hatte als genehmigt. Der Landtagsabgeordnete Raimund Kamm von den bayerischen Grünen hatte die Sache mit einer Parlamentsanfrage ins Rollen gebracht.

Am Donnerstag abend teilte völlig überraschend die Molkerei Müller mit, daß sie ihren Einspruch gegen den Bußgeldbescheid zurückziehe. Der Landrat Karl Vogele hätte der Firma „in nicht zu überbietender Deutlichkeit“ bestätigt, daß der Vorwurf des Wasserdiebstahls rechtlich unzutreffend und absurd sei. Tatsächlich hat der im Zusammenhang mit Müller-Milch viel kritisierte Landrat dem Molkereimeister Theo Müller am 28. Januar einen Brief geschrieben. Darin heißt es unter anderem, „es ist weiter zutreffend, daß Sie im Oktober 1990 dem Landratsamt mitgeteilt haben, daß die genehmigte Menge von 600.000 cbm, insbesondere wegen der starken betrieblichen Expansion in Folge der Wiedervereinigung, im Jahre 1990 nicht ausreichen würde.“

Das Landsratsamt Augsburg, so der Landrat weiter, habe sich bereit erklärt, „die erhöhte Grundwasserentnahme zwar nicht zu dulden, dagegen vorläufig auch nicht einzuschreiten“.

Begründet wird dies damit, daß die Folge eines Pochens auf die genehmigte Wassermenge „die Schließung Ihres Betriebes in Fischach wäre“. Als einen „dreisten Versuch, Müller nachträglich einen Persilschein auszustellen“, wertet der Abgeordnete Kamm dieses Schreiben. „Ich muß jetzt die Frage stellen, in welcher Abhängigkeit zu Theobald Müller der Landrat Karl Vogele steht“, sagte Kamm im Interview mit dieser Zeitung.

Einige Tage vor dem Brief des Landrats an Theobald Müller hat Karl Vogele in der Sache Müller- Milch beim Chef der Obersten Baubehörde am bayerischen Innenministerium vorgesprochen. Dem Vernehmen nach hat sich Karl Vogele dabei schwere Vorwürfe anhören müssen. „Noch selten ist ein CSU- Landrat so im Ministerium abgeblitzt“, war nach dem Gespräch zu hören. Eine Bestätigung dafür gab das Ministerium nicht.

Aber es wurde vom Pressesprecher des Ministeriums bestätigt, daß einen Tag nach dem Besuch des Landrats bei der Obersten Baubehörde Theobald Müller dort vorgesprochen hat, und zwar wegen des anstehenden Prozesses. Zum Inhalt der Gespräche wollte man sich im Innenministerium nicht äußern.

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