Sex, Talks und Videodepps

■ Kopfloses Wochenmagazin: „Schreinemakers live“, Mittwoch, 22.25Uhr, Sat.1

Wer kriegt wohl bei den Privaten die nächste „Personality-Show“? Anders gefragt: Wie tief muß der Show-Index von Medienpersonen gefallen sein, damit er an der Börse des kommerziellen Fernsehens zur „personality“ gemünzt wird? Für Margarethe Schreinemakers ist es vollbracht: vom Extratour-Gipfel über Wortschätzchen und Chicita herabgestürzt in Schreinemakers live — das macht ihr so leicht ein jeder aus dem Gewerbe nach. Sogar Matthias Beltz, der sie schon beim freien Fall ins Magazin Chicita begleitet hat und nun auch erneut bei Sat.1 mitmischt, auf daß auch das zarte Pflänzchen Kabarett zertreten werde in einem Satz wie diesem: „Der Frankfurter Hauptbahnhof ist ein Kopf- oder Sackbahnhof. Aber das ist egal. Bei der Bundesbahn ist Kopf und Sack identisch.“

Und bei Sat.1? Da bleibt der Kopf gleich weg, dafür kommt der Soldatenstiefel hin: Da schäkert Margarethe Schreinemakers mit Talk-Gast Manfred Wörner, nachdem sie mit ihm per Flugzeug „in den siebten Himmel“ geflogen ist — denn merke: Auch Nato-Generalsekretäre sind Wachs in privaten Händen. Da wird ein Bundeswehrsoldat, der nach Jugoslawien „desertiert“ ist, um bei den Kroaten mitzukämpfen, gefragt: „Haben Sie jemanden erschießen müssen?“ Und wie das bei Frontunterhaltungen so üblich ist, wird eben auch Sex geboten: „Geh jetzt mal langsam in Richtung deines geilen Schwanzes“, seufzt eine Telefonsexstimme, die uns, die ZuschauerInnen, animieren soll, selbst in der Sendung anzurufen, damit wir mal erfahren, „wie es geht“. Wir erfahren es dann zwar nicht, weil bei Sat.1 nicht einmal die Technik klappt — „Ich hab damit nichts zu tun“, sagt Schreinemakers um ihre personality besorgt — und müssen darum „dumm ins Bett gehen“, dafür dürfen wir aber Zeugen sein, wie „unsere“ entthronte Miß Germany Diana Leisgen vom Vorwurf des Silikonmißbrauchs am Busen freigesprochen und von Margarethe Schreinemakers zur „schönsten Frau im Studio“ ernannt wird.

Und wenn man sich im Studio so umsieht, fällt einem auf, daß hier ein Publikum zusammensitzt, das man zuletzt bei einem Überfall von Kerkeling gesehen hat: auf jener Kaffeefahrt, bei der an hilflose Personen überteuertes Kochgeschirr verscherbelt wurde. Damals hat das der Kerkeling verhindert — am Mittwoch war Hilfe nicht in Sicht. Und, à propos: Wer wird dem Kerkeling einst helfen, wenn der bei RTL den Weg der Schreinemakers geht? Sybille Simon-Zülch