PORTRAIT
: Der exponierteste Widersacher der Nahostkonferenz

■ George Habasch, ein militanter Exilpolitiker der Palästinenser und Führer der linken Opposition in der PLO

Während der letzten Jahre war es um den legendären Palästinenserführer George Habasch ruhig geworden. Doch sein Pariser Krankenhausaufenthalt brachte ihn erneut in die Schlagzeilen. „Radikalster Palästinenserführer“, „gefährlicher Terrorist“ lauten derzeit kursierende Kurzbeschreibungen des 1925 in der heute israelischen Stadt Lod geborenen Christen. Die von Habasch geführte Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) ist nach der Fatah die zweitgrößte Organisation der PLO. Gemeinsam mit der palästinensischen KP und Hawatmehs Demokratischer Front (DFLP) bildet sie die „linke Opposition“ in der PLO.

Erst durch mehrere Flugzeugentführungen und bewaffnete Anschläge wurde die PFLP Anfang der siebziger Jahre auch in Europa berühmt und berüchtigt. Allein in den Jahren 1968 bis 70 entführte seine Organisation 11 Flugzeuge.

Durch Habaschs politische Statements während mehrerer Jahrzehnte palästinensischer Politik im arabischen Exil zieht sich der grundsätzliche Einspruch gegen die Existenz des israelischen Staates, der nach seiner Auffassung nur mit militärischen Mitteln zu bekämpfen war. Zugleich suchte er, zusammen mit Hawatmeh, schon früh den Kontakt mit israelischen Oppositionsgruppen. Er forderte die Gründung eines „säkularen Staates“ in ganz Palästina, in dem Moslems, Christen und Juden zusammenleben sollten.

An diesem Konzept hielt er gegen alle politischen Veränderungen geradezu starrsinnig fest. So gehörte er auch zu den Hauptwidersachern gegen bilaterale Verhandlungen, die mit dem ägyptisch-israelischen Friedensvertrag von Camp David 1979 ihren Anfang nahmen.

Eine entscheidende Rolle spielte Habasch zuletzt während der Sitzung des palästinensischen Nationalrates, des palästinensischen Exilparlaments, im November 1988 in Algier, wo er sich als unnachgiebigster Politiker der Proklamation eines palästinensischen Staates im Gazastreifen und in der Westbank und der Bildung einer Exilregierung widersetzte. Am Ende zeigte er sich jedoch überraschenderweise zum Nachgeben bereit: Nach einer stürmischen Auseinandersetzung akzeptierte er diese Entscheidung, „weil ich unserem Volk nicht schaden möchte“. Er wollte ein Auseinanderbrechen der PLO vermeiden.

Seine Skepsis beruhte auf der Befürchtung, daß die Palästinenser für die damit verbundene einseitige Anerkennung Israels keinerlei Gegenleistungen erhalten würden. Der bisherige Verlauf der im Oktober 91 begonnenen Nahostverhandlungen scheint dies aus der Sicht vieler Palästinenser zu bestätigen. Gegen diese Gespräche ging Habasch denn auch erneut in die Opposition. In den besetzten Gebieten ist es jetzt vor allem die PFLP, die zu militantem Widerstand und zu Streiks gegen eine Fortführung der Nahostverhandlungen aufruft. N.C., K.G.