Drei Tote bei Brand in Flüchtlingsheim

Im hessischen Lampertheim verbrannte gestern morgen eine Familie aus Sri Lanka/ Brandursache auch nach Stunden noch nicht geklärt/ Schon mehrere Brandanschläge Rechtsradikaler im Ort  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) — Bei einem Brand in einem Flüchtlingswohnheim in Lampertheim im hessischen Landkreis Bergstraße sind gestern in den Morgenstunden drei Menschen ums Leben gekommen. Das Feuer war ersten Ermittlungen zufolge gegen 5 Uhr im zweiten Stock des Gebäudes ausgebrochen. Als die Feuerwehr eintraf, habe das gesamte Treppenhaus des Altbaus bereits lichterloh gebrannt.

Den Angaben zufolge konnte die Feuerwehr wegen der ernormen Hitzeentwicklung die bis dahin vollständig verkohlten Leichen des Ehepaares mit Kind erst um 11 Uhr bergen. Mitbewohner hatten die Familie aus Sri Lanka vermißt. Die Toten waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, so daß das Geschlecht des kleinen Kindes nicht bestimmt werden konnte.

In Sicherheit bringen konnten sich dagegen 17 andere Bewohner der Unterkunft. Sie werden vorläufig vom Roten Kreuz untergebracht. Eine Person mußte mit Rauchvergiftungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Obgleich das hessische Landeskriminalamt (LKA) umgehend in die Ermittlungen eingeschaltet wurde, war die Brandursache zu Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht geklärt. Auf Nachfrage der taz machte der Sprecher der Heppenheimer Polizei, Rauwolf, die andauernde „extreme Hitze“ in den Trümmern des bis auf die Grundmauern niedergebrannten Hauses dafür verantwortlich. Die Experten des LKA müßten „jeden Aschehaufen“ durchsuchen — „und das zwischen den Resten des eingestürzten Dachgebälks“.

Wie Rauwolf weiter mitteilte, hätten Täter aus dem rechtsradikalen Spektrum bereits im September des vergangenen Jahres in der Gemeinde Lampertheim mehrere Wohncontainer in Brand gesetzt, in denen nach einem Beschluß der Gemeindevertretung Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Im benachbarten Bensheim seien Ende 1991 „Skinheads“ bei einem Brandanschlag auf das dortige Asylbewerberheim gefaßt worden. Eine „richtige rechtsradikale Szene“ (Rauwolf) existiere allerdings nur in Weinheim — „jenseits der Landesgrenze im äußersten Norden Baden-Württembergs“.

Die harte neonazistische Szene hatte in der Region am Fuße des Odenwaldes im Jahre 1989 den hundertsten Geburtstag Adolf Hitlers gefeiert. Mit von der Geisterparty auf der Breuburg waren damals neben führenden Rechtsradikalen aus der gesamten Republik und aus Österreich auch Anhänger von Kühnens NS aus Südhessen.