Luther manipuliert Meinungsumfrage

■ Gesundheitssenator Peter Luther wertete Ergebnisse einer Umfrage extrem senatsfreundlich aus

Berlin. Gewiefte Statistiker bekommen bekanntlich immer genau das heraus, was sie erfragen wollten. Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) hat in den jetzt veröffentlichten Ergebnissen einer Meinungsumfrage zur Gesundheitspolitik in Berlin dieser Binsenweisheit noch einmal kräftig nachgeholfen, indem er zusammenzählte, was nicht zusammengehört. Luthers Rücktritt wegen »plumper und offensichtlicher Fälschung einer Statistik« fordert jetzt Bernd Köppl, gesundheitspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Grüne.

Auf den ersten Blick können sich die Ergebnisse der Umfrage, die Luther bei 1.484 »repräsentativ befragten Berlinern« durchführen ließ, durchaus sehen lassen. 65,9 Prozent der Ost- und WestberlinerInnen äußerten sich »positiv über die geleistete Arbeit des Berliner Senats«, ergeben die »verläßlichen und kurzfristig verfügbaren Planungsdaten für den »eiligen Leser« in der Kurzfassung. Diese Behauptung stimmt nicht einmal zur Hälfte: Exakt 19,7 Prozent äußerten sich »zufrieden« oder »sehr zufrieden«. Großzügig addierte Luther jene 46,2 Prozent, die sich »neutral«, also ausdrücklich weder zufrieden noch unzufrieden, äußerten, dazu und erreichte so über 65 Prozent.

Bei den veröffentlichten Ergebnissen zu der Gesundheitspolitik des Berliner Senats verliert die Umfrage dann jegliche Aussagekraft. 56 Prozent der WestberlinerInnen und 47 Prozent der OstberlinerInnen äußerten sich »sehr zufrieden« bis »weniger zufrieden« mit der Gesundheitspolitik, veröffentlichte Luther. Eine genauere Aufschlüsselung erfährt der interessierte Leser nicht. Die liest sich wie folgt und sieht für Luther gar nicht so rosig aus. Zufrieden sind lediglich 19,9 Prozent der Bevölkerung, 13,7 Prozent sind unzufrieden.

In Ost-Berlin sind nur 14,9 Prozent der Befragten zufrieden mit Luthers Gesundheitspolitik. Dafür befürworteten 92 Prozent der OstberlinerInnen den Erhalt der Polikliniken (für den sich auch 68 Prozent der WestberlinerInnen aussprachen). Ein Armutszeugnis stellt die Studie dem öffentlichen Gesundheitswesen aus: Nur 38 Prozent gaben an, dessen Angebote überhaupt zu kennen. Dafür sehen 93 Prozent der befragten Berliner einen Pflegenotstand in den Krankenhäusern. 81 Prozent gaben an, Schwestern und Pfleger würden zu schlecht bezahlt.

Als »schallende Ohrfeige« für Luther bezeichnet Köppl die Ergebnisse. »Bessere Gesundheitspolitik macht man nicht, indem man Daten fälscht«, so Köppl. »Luther hat seine Glaubwürdigkeit endgültig verspielt.« Der Gesundheitssenator will eine derartige schriftliche Umfrage künftig zweimal jährlich durchführen, getrennt nach Ost- und Westteil, um »relevante Tatbestände von Gesundheit und Gesundheitspolitik zu ermitteln«. jgo