Oberflächlich und unzutreffend

■ betr.: "Halbe Stunde Apokalypse pur", taz vom 28.1.92

betr.: „Halbe Stunde Apokalypse pur“ (Medienseite),

taz vom 28.1.92

Ich melde mich zu Wort, nicht wegen der überreichlichen Häme im Bericht von Frau Schmidt-Gross, denn an derlei gewöhnt man/frau sich ja schnell. Aber ich kann es nicht leiden, wenn über wichtige Themen so oberflächlich und unzutreffend berichtet wird, wie die Autorin sich das leisten zu können meint.

Was soll der Quatsch vom „auf den Leib geschneiderten Katastrophenkaleidoskop“? Ich habe 22 Jahre lang mit krebskranken Kindern gearbeitet und mich außerparlamentarisch wie parlamentarisch für sie eingesetzt, wie ich es auch weiterhin tun werde. Das macht betroffen, denn es ist eine Katastrophe, wie unsere Gesellschaft diese Krebserkrankungen bei Kindern in Kauf nimmt und kaum Ursachenforschung betreibt. Da ist es schon ziemlich fies, wenn der Eindruck erweckt wird, ich hätte bei meinen Themenvorschlägen für die neue Sat.1-Umweltreportage alle Inlandthemen ausgeklammert, wie es mit der Frage geschieht: „Wo bleiben die aktuellen Themen wie beispielsweise die Leukämieerkrankungen im Umkreis von Krümmel?“.

Bei der Sat.1-Pressekonferenz, auf die sich Frau Schmidt-Gross' Bericht bezieht, habe ich auf ein Eingangsstatement verzichtet und es den anwesenden Journalisten überlassen, Fragen zu stellen. Als dann, wie erwartet, sehr schnell die Frage nach Krümmel kam, habe ich sehr deutlich erklärt, daß ich das Thema der Zunahme von Kinderkrebsfällen im Umkreis von Atomkraftwerken in Deutschland gleich zu Beginn meiner Mitarbeit bei Sat.1 im Dezember 1991 eingebracht habe, daß es daraufhin sofort in Auftrag gegeben wurde und daß der beauftragte Filmemacher, Herr Schulze-Hobeling, bei der Pressekonferenz anwesend sei.

Ich wies auch darauf hin, daß mir dies Thema seit langem besonders wichtig ist und ich mich derzeit bemühe, für den entsprechenden Filmbericht von Sat.1 Kontakte zu Elterngruppen und Ärzten herzustellen. Es ist deshalb recht unverfroren, wenn Frau Schmidt-Gross so tut, als sei auf der Pressekonferenz von Sat.1 darüber kein Wort gefallen. Genauso lächerlich ist ihr Vorwurf in bezug auf die angeblich zu späte Sendezeit. Solange eben diese Sendezeit bei Sat.1 für die „TV-Spiegel-Reportage“ von Stephan Aust reserviert war, hat man vom Vorwurf der zu späten Stunde nichts gehört. Warum diese Sendezeit für eine Umweltreportage weniger geeignet sein soll, erklärt Frau Schmidt-Gross leider nicht. Ebenso bleibt sie eine Erklärung dafür schuldig, weshalb das angebliche Senderimage Dallarei und Tittentanz nur im Zusammenhang mit der neuen Umweltreportage erwähnenswert sein soll, nicht aber im Hinblick auf so geschätzte Sendungen wie Talk im Turm und Spiegel-Reportage. Aber auf Erklärungen kommt es der Autorin des Berichts ja offensichtlich weit weniger an als auf vorurteilsvolle Unsachlichkeit, die ihr ja auch gelungen ist. Schade nur, daß sie sich geweigert hat, sich am Telefon sprechen zu lassen. Das hätte mir diesen Brief erspart. Petra K. Kelly