Haltet die Klappen, Kapitäne!

■ Flugzeuge können Ölpest bald auch unter Wasser ausmachen

Über der Nordsee, die es bitter nötig hat, aus der Luft überwacht zu werden, kommt im Sommer die zweite Generation von Geräten zum Einsatz: Denen bleibt in Zukunft auch Öl unter Wasser nicht verborgen. Schon die Namen der Maschinchen klingen wundertätig: Mikrowellenradiometer und Laser-Fluorsensoren orten und vermessen jegliche Ölpest im Fluge. Auch andere Schadstoffe als Öl sind mittlerweile erkennbar.

Gegenwärtig sind zusätzlich sechs Hochseeschiffe und zwanzig Küstenschiffe neben zwei Flugzeugen im Einsatz: „Je mehr Flugzeuge über den Meeren, desto geringer die absichtliche Verschmutzung“, sagt Bernhard Knollmann, Wasserwirtschaftler bei der Lüneburger Bezirksregierung. Nur fünf Prozent des Öls, das die Meere verdreckt, stammt aus Unfällen und Naturkatastrophen. Der riesige Rest gelangt mit Tankwaschwässern und Ballastwässern über Bord.

„Fünfzig Meilen vor den Küsten darf kein Öl abgelassen werden und in der Nordsee überhaupt nicht“, sagt Knollmann. In der Praxis verstoßen aber immer wieder die Kapitäne gegen die 50-Meilen-Regelung und lassen Rohöl, schweres Heizöl, Diesel, Altöl und Bilgeöl ab. Rechtskräftig verurteilt wurde kaum ein Schiffseigner, weil die Beweislage schwierig war.

Seit dem Verwaltungsabkommen von 1975 haben die vier deutschen Küstenländer 175 Millionen Mark für die Bekämpfung ausgegeben. Die von den Ländern praktizierte kostenlose Schiffsentsorgung stellt zwar das Verursacherprinzip auf den Kopf, hilft das Dilemma jedoch einzugrenzen: Nach Schätzungen von Fachleuten werden jährlich trotz der intensiven Luftüberwachung 500 mal Öl-Wassergemische in die Deutsche Bucht abgelassen; aus Schiffen von Off-Shore-Anlagen werden jährlich 100.000 Tonnen Öl in die Nordsee geleitet.

„Am gefährlichsten“, sagt Knollmann, „sind die öligen Brennstoffrückstände, die zu 90 Prozent zum Tod der Seevögel führen“. Karin Toben (dpa)